ARCHIV


Hier finden Sie ältere Meldungen unseres Dienstes zu den Museen der Stadt Gera.

Samstag, 5. Dezember 2009

ENTWICKLUNGSKONZEPT DER MUSEEN DER STADT GERA 2009 BIS 2013

Um das künftige Kunsthaus in die Museumslandschaft integrieren zu können, bedarf es einer Neuordnung dieser. Die Stadtverwaltung hat deshalb ein „Entwicklungskonzept der Museen der Stadt Gera 2009 bis 2013“ aufgestellt. Erarbeitet worden ist es vom Fachdienst Kultur und dem Leiter der Kunstsammlung Gera, Holger Saupe, unter Hinzuziehung von Kunsthistorikern, Kunstsachverständigen und Fachleuten aus Mannheim, Leipzig, Dresden und Berlin.

Nachdem sich die Mitglieder in den Ausschüssen mit dem Konzept auseinandergesetzt hatten, fanden in der letzten Novemberwoche intensive Gespräche mit den Fördervereinen der Museen statt. Im Ergebnis wurde gemeinsam mit der Stadtverwaltung ein alternativer Beschlussvorschlag erarbeitet, der von der bekannten Vorlage in einigen Punkten abweicht. Über diese alternative Fassung beriet der Kulturausschuss vor der Stadtratssitzung in einer Sondersitzung. Dr. Frank Rühling, Leiter des Fachdiesnstes Kultur, erklärte, dass die Museumsfläche der Stadt Gera mit dem Kunsthaus um etwa 1400 Quadratmeter zunehmen werde. Da dieser Zuwachs aus Sicht der Stadtverwaltung durchaus problematisch sei, hatte man den Standort Ferbersches Haus für das MAK in Frage gestellt. Denn die angewandte Kunst könne auch in der Orangerie Platz finden. Aus Sicht der Stadtverwaltung bietet dieser Standort Vorteile, wie die räumliche Nähe zum Otto-Dix-Geburtshaus und zum Kunsthaus. Zudem wären beim Verbleib im jetzigen Gebäude in der Greizer Strasse dort Investitionen notwendig. Verändert werden müssten u. a. der Treppenaufgang und die klimatische Situation.

Als das Konzept in seiner geänderten Fassung am 3. Dezember 2009 den Stadträten zur Abstimmung vorlag, sagte der Oberbürgermeister vorab: „Nicht alles, was sich der ein oder andere von diesem Museumskonzept erhofft hat, hat er dort gefunden.“ Er betonte, dass es sich um ein Arbeitspapier handele, an dem weitergearbeitet werden müsse. Nach dem Beschluss lande es also keinesfalls in irgendeiner Schublade.

In der Geraer Sammlung befinden sich derzeit 457 Katalognummern (Werke) von Otto Dix. 77 davon sind Dauerleihgaben der Otto-Dix-Stiftung. Im Otto-Dix-Haus können nur 40 dieser Werke ausgestellt werden.

Zum Vorwurf, man wolle das MAK schliessen, sagte der Oberbürgermeister: „Es geht nicht darum, etwas zu schliessen, sondern darum, auch unserem Museum für angewandte Kunst endlich Raum und Entfaltungsmöglichkeiten zu geben, und zwar genau dort, wo später all unsere Museumsbesucher sein werden. Es geht um einen Umzug, nicht um eine Schliessung.“

Obgleich noch viel Arbeit am Museumskonzept nötig sei, wolle die Linke-Fraktion den mit dem Beschluss zum Kunsthaus gemeinsam eingeschlagenen Weg fortsetzen, erklärte Mike Huster. Durch Otto Dix und das Kunsthaus werde auch den heute hier lebenden Künstlern mehr Beachtung geschenkt. Und in einer Zeit, da Unternehmen einen Standort mehr denn je nach der Kaufkraft bewerten, sei das Kunsthaus ein wichtiger Faktor.

Gitta Zschach von der Wählervereinigung „Arbeit für Gera“ vermisst im Museumskonzept genaue Angaben zu den Marketingaktionen, mit denen das Ziel, Gera mit Otto Dix bekannter zu machen, erreicht werden soll. „Die Bilder allein bescheren uns nicht die hohen Besucherzahlen.“ AFG und FDP stellten einen Geschäftsordnungsantrag auf Vertagung der Vorlage in die nächste Stadtratssitzung, verbunden mit dem Arbeitsauftrag an die Stadtverwaltung, das Konzept hinsichtlich der Nachhaltigkeit zu bearbeiten, und die voraussichtlichen laufenden Kosten bis 2013 abzuschätzen. Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt.

In Kenntnis um diesen hatte der Oberbürgermeister eingangs schon gewarnt: „Wer heute vorschlägt, die Entscheidung zu vertagen, der würde uns vor der Öffentlichkeit, den Zuschussgebern, Sponsoren, und ganz vielen, die für dieses Projekt brennen und darauf warten, dass es losgehen kann, auf eine Stufe zurückwerfen, von der ich geglaubt habe, dass wir sie in den letzten Monaten und Jahren verlassen haben – nämlich die, dass die Geraer zaudern, zögern, gar nicht wissen, was sie wollen, und immer nocheinmal neu überlegen und wieder vertagen \endash solange, bis ein anderer ihnen die Möglichkeit wegschnappt.

Gordon Richter (NPD) sagte, es sei den Bürgern nicht vermittelbar, dass einerseits Jugendklubs geschlossen und keine Ortsanbindungen gebaut werden, man sich aber andererseits einen solchen Kunstpalast leiste. „Natürlich ist Kunst wichtig für unsere Stadt, aber nur dann, wenn wir sie uns auch leisten können.“

Dr. Ulrich Porst (CDU) sprach die seiner Meinung nach unzureichend dargestellten Kosten an – ebenso wie Volker Thorey („Arbeit für Gera“), der das Kunsthaus zwar grundsätzlich befürwortet, aber vorher konkretere Angaben zu den Umbaukosten sowie den ungefähren Betreiberkosten wünscht: „Das, was im jetzigen Arbeitspapier steht, ist überhaupt nicht belastbar und stimmt hinten und vorne nicht!“

Oberbürgermeister Dr. Norbert Vornehm stellte daraufhin klar, dass die Umbaukosten auch die Kosten für die Ausstattung des Hauses beinhalten – bis zu dessen Eröffnung. Betriebs- und Personalkosten würden sich für die gesamte Museumslandschaft gegenwärtig auf jährlich 1,36 Millionen Euro belaufen. Für die neue Museumslandschaft seien dann jährlich 1,5 Millionen Euro aufzubringen. Hinzu kämen Personalkosten für das neue Kunsthaus in Höhe von 220 000 Euro bis 230 000 Euro. Es sei aber nicht sicher, ob das auch in den folgenden Jahren so sein wird.

Otto Dix sei kein Gerscher gewesen, sondern habe immer betont, Untermhäuser zu sein, bemerkte Günter Domkowsky (Linke). Als er in das Ehrenbuch der Stadt Gera eingetragen wurde, habe er selbst gesagt: „Eigentlich bin ich kein Geraer, sondern Untermhäuser.“ Seiner Meinung nach muss der Bogen zwischen Untermhaus und Gera noch gespannt werden. Der neue, klassische Museumsauftrag Sammeln, Bewahren, Forschen, Präsentieren, Bilden und Vermitteln, stehe ausserdem nicht im Einklang mit dem zuvor vom Stadtrat beschlossenen Personalabbau. Der Museumsauftrag müsse zudem Bestandteil des Museumskonzeptes sein. Domkowsky verwies auch auf über 1755 Arbeiten von Künstern aus der DDR-Zeit. Diese sollten mit einbezogen werden.

Mit 27 Für-Stimmen, 10 Gegenstimmen und 6 Enthaltungen wurde das Museumskonzept angenommen. Den ausserplanmässigen Ausgaben für Investitionen am Kunstmuseum hat der Stadtrat ebenfalls zugestimmt.