NOCH WENIGER PERSONAL IN PFLEGEHEIMEN

Pflegeheime werden künftig mit weniger Personal auskommen müssen. Die Heimkosten steigen dennoch, die Zahl der Plätze sinkt.

Derzeit gibt es sechs Millionen Pflegebedürftige in Deutschland — Tendenz steigend. Ein Viertel lebt in Pflegeheimen. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Finanzierung der Pflege jedoch immer schwieriger. Das wird auch in den Heimen sichtbar. Zu beobachten ist ein stetiger Personalabbau und eine Verknappung des Materials. Gleichzeitig werden den Pflegeempfängern immer höhere Rechnungen übergeben — oftmals mit der Begründung gestiegener Personalkosten, obwohl auf den Stationen häufig weit und breit niemand zu sehen ist.

Viele Altenheime spüren inzwischen eine neue Härte bei den Pflegesatzverhandlungen. Es soll nämlich weniger Personal beschäftigt werden. Die von den Kassenvertretern anvisierten neuen Personalschlüssel und Fachkraftquoten führen dazu, dass künftig nicht mehr so viele Kräfte refinanziert werden, wie es heute der Fall ist. Neue Qualifizierungsvorgaben sollen es ermöglichen, insbesondere die Zahl der verhältnismäßig teuren Pflegefachkräfte zu reduzieren. Deren Aufgaben werden weitgehend auf Kräfte mit einem niedrigeren Qualifikationsniveau übertragen. Dieses neue Niveau liegt genau zwischen dem der Fachkräfte und dem der Hilfskräfte.

Laut den Verhandlern der Pflegeversicherungen werden in den Heimen zu viele Pflegefachkräfte beschäftigt. Nur noch wenige sollen künftig übrigbleiben und sich nach einer Schulung vornehmlich mit der Planung und Dokumentation beschäftigen. Die nicht mehr benötigten Fachkräfte finden sich dann auf dem Lohnniveau einer qualifizierten Hilfskraft wieder, werden also nicht mehr als Fachkraft refinanziert. Hilfskräfte, die sich nicht qualifizieren möchten, werden auf das Qualifikationsniveau einer Hauswirtschaftskraft herabgestuft und entsprechend entlohnt.

Die Weiterqualifizierung von Pflegehilfskräften, damit sie behandlungspflegerische Tätigkeiten übernehmen können, basiert auf einer bundesweiten gesetzlichen Vorgabe, und zwar dem seit Juli 2023 geltenden Personalbemessungsverfahren laut § 113c SGB XI für die stationäre Langzeitpflege. Dieses Verfahren schreibt vor, dass Pflegeeinrichtungen ihren Personalbedarf neu berechnen und dabei unterschiedliche Qualifikationsniveaus berücksichtigen müssen. Daraus ergibt sich ein erhöhter Bedarf an sogenannten qualifizierten Pflegeassistenzkräften, die bestimmte behandlungspflegerische Aufgaben übernehmen dürfen — und letztendlich auch müssen, da die Anzahl der Fachkräfte reduziert wird.

Ab dem 1. Januar 2026 soll das neue Personalbemessungsverfahren mit Mindestpersonalschlüsseln je Pflegegrad und Qualifikationsniveau vollständig umgesetzt werden.

Viele Pflegeheime fürchten jedoch, dass sich nicht genügend Hilfskräfte für die 200 Stunden umfassende Qualifizierung finden werden. Die älteren wollen sich keine Schule mehr antun. Unter den jüngeren Hilfskräften gibt es etliche, die sich gerade deshalb für die Tätigkeit als Pflegehilfskraft entschieden haben, weil sie der Praxis näher als der Theorie stehen. Für Frauen mit Kindern kann die neben der Arbeit zu absolvierende Schule eine große Herausforderung sein, was andere wiederum abschreckt. Behandlungspflegerische Aufgaben wie das Verabreichen von Tabletten müssten die Hilfskräfte nach ihrer Qualifizierung zusätzlich übernehmen, obwohl die Aufgabendichte bereits heute sehr hoch ist.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sich gar nicht genügend Pflegehilfskräfte für die Ausbildung gewinnen lassen. Dann droht eine Unterversorgung. Die vorhandenen Kräfte werden überlastet, wodurch sich wiederum der Krankenstand deutlich erhöht. Infolge der Minderbesetzung können dann nicht alle Betten belegt werden, was die Pflegeheime in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Die Politik könnte den Arbeitskräftemangel als Ursache für die rückläufige Zahl an Pflegheimplätzen vorschieben, während andere vermuten, man wolle es nur so aussehen lassen. Denn die Erhöhung der Qualifikationsanforderungen und Aufgabendichte in der gesamten Personalbreite führt zwangsläufig zu weniger Beschäftigten und mehr Problemen, wenn gleichzeitig das Niveau in den allgemeinbildenden Schulen sinkt.

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