
Warum setzen sich die Grünen so sehr für eine Erhöhung der Waffenproduktion in Europa ein? Viele Wähler sehen darin eine Abkehr zum ursprünglichen Standpunkt der Partei. Hinter der offiziellen Begründung, Europa müsse wegen der russischen Expansionsbestrebungen verteidigungsfähig werden, verbirgt sich bei einigen Klimaschützern noch eine andere Idee. Sie streben einen Systemwechsel an. Über den Weg der Kriegswirtschaft sehen sie die Möglichkeit, eine Planwirtschaft zu implementieren. So soll ihrer Ansicht nach der Konsum reduziert und dadurch das Klimaziel erreicht werden.
Die den Grünen nahestehende Publizistin Ulrike Herrmann nennt die britische Kriegswirtschaft ab 1939 als Vorbild. Ihr zufolge spüren viele Klimaaktivisten, dass der Abschied vom Kapitalismus schwierig wird. Der Rückbau müsse aber geordnet vonstatten gehen, ist sie überzeugt und nennt die britische Kriegswirtschaft ab 1939 ein faszinierendes Modell. In ihrem Buch „Das Ende des Kapitalismus“ beschreibt sie ein Punktesystem für den Konsum sowie Mengen- und Preiskontrollen. Weil damals jeder Brite das gleiche erhielt, seien die Rationierungsprogramme sehr beliebt gewesen. In kürzester Zeit ging der Konsum um ein Drittel zurück; ähnlich drastisch müsse auch der deutsche Verbrauch sinken, wenn das Klima gerettet werden soll, meint Herrmann.
Anstatt fossile Rohstoffe werden aber seltene Erden benötigt. Denn die Klimaziele sind nur mit einem hohen Technisierungsgrad, einer Beschränkung des Konsums sowie einer sehr effizienten Kreislaufwirtschaft erreichbar. Das wiederum kann nur mit smarten Kontroll- und Steuerungssystemen gelingen. Die dafür benötigten Rohstoffe sind in der EU nicht alle verfügbar bzw. nur mit hohem Aufwand abbaubar — anders als etwa in der Ukraine. Bereits im Juli 2021 riefen die EU und die Ukraine eine strategische Partnerschaft für Rohstoffe und Batterien ins Leben. Nach dem Einfall des russischen Militärs im Februar 2022 wurden die Pläne nicht weiter verfolgt. Inzwischen gibt es Überlegungen, Lithium in Serbien abzubauen, um sich unabhängig von China zu machen. Im Jahr 2024 einigten sich EU-Institutionen auf ein Gesetz über kritische Rohstoffe („European Critical Raw Materials Act“). Es soll eine größere Diversifizierung bei der Beschaffung von 17 Rohstoffen bewirken, die als kritisch eingestuft werden.
Der immer größer werdende Hunger nach diesen Rohstoffen wird sich früher oder später als problematisch erweisen. Rivalisierende Mächte, die sich voneinander unabhängig machen wollen, sich abschotten, stehen trotzdem im Wettbewerb, haben aber nicht die gleichen Ausgangsbedingungen. Die wegen der zunehmenden Datenmengen eingesetzte KI wächst, wird immer gefräßiger und entwickelt mit der Zeit diktatorische Züge, sagen einige Zukunftsforscher. Zudem lässt sich eine Kriegs- oder Planwirtschaft ohne Propaganda, Kontrolle und Zensur nicht lange aufrechterhalten. Meistens muss den Menschen hierzu irgendein Feindbild präsentiert werden. Ohne Putin wären es vielleicht die Superreichen, dann die Reichen, anschließend die CO₂-Sünder. Die staatlich verordnete Gleichmacherei kann schließlich zur Flucht jener Talente führen, die für den technischen Fortschritt nötig sind.
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