
Viele Zuschauer äußeren in den sozialen Netzwerken ihren Unmut über die Ausgestaltung der Wahlsendungen in den Hauptprogrammen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Zusammensetzung des Publikums, die gestellten Fragen und bestimmte Kameraeinstellungen.
Zur Wahlsendung „Schlagabtausch” vom 6. Februar 2025 lud das ZDF Studenten politisch links stehender Universitäten aus Berlin ein. Angeschrieben wurden die Freie Universität und die Humboldt-Universität. Wie viele Zuschauer feststellten, applaudierten die Gäste im Studio nur für Jan van Aken von der Linkspartei und Felix Banaszak von den Grünen. Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner erhielt nur einmal Applaus, als er sich gegen die AFD wandte. Für Sarah Wagenknecht, Tino Chrupalla von der AFD und Alexander Dobrindt von der CSU wurde nicht geklatscht. Dem Sender wird gezieltes Framing vorgeworfen. Zudem soll er in einem Begleitchat Sympathiebekundungen für die AFD gezielt gelöscht haben.
Ein potentieller Fragesteller wirft dem ZDF vor, ihn beeinflusst zu haben. Am Telefon sei ihm eine Frage zum Fünf-Punkte-Plan von Friedrich Merz vorgegeben worden, die er gar nicht habe stellen wollen. Entsprechend äußerte er sich gegenüber dem Journalisten Michael Mross, der auf Youtube einen Kanal unterhält.
Insgesamt hatten viele Zuschauer den Eindruck, dass die Fragen so formuliert wurden, um Robert Habeck die Möglichkeit zu geben, seine Politik näher zu erläutern, wobei ein interessiert zuhörendes Publikum festgestellt wurde. Dagegen habe es bei den AFD-Rednern so gewirkt, als würden die Fragen dazu benutzt, sie in Widersprüche zu bringen, um eine Ablehnung zu erzeugen.
Manche Zuschauer haben sogar die Kameraperspektiven kritisch miteinander vergleichen und fragen sich, ob es dem Zufall geschuldet sein kann, dass bei Wortbeiträgen von AFD-Politikern im Hintergrund gleichzeitig grimassenschneidende oder verneinende Zuschauer zu sehen sind. Darin wird der Versuch gesehen, die Zuschauer unterschwellig zu beeinflussen.
Auch die Wahlsendung im privatrechtlichen Fernsehen stößt bei vielen nicht auf Gefallen. RTL-Télévision, der Nachrichtensender NTV und das Magazin „Stern” hatten am 16. Februar 2025 ein „Quadrell” gesendet, mit Günther Jauch und Pinar Atalay als Moderatoren. Eingeladen waren Bundeskanzler Olaf Scholz, Friedrich Merz, Robert Habeck und Alice Weidel. Letztere wurde mehrmals auf ihren Wohnsitz in der Schweiz angesprochen, weil sie dadurch einen steuerlichen Vorteil hat. Wenn Jauch sich als kritischer Journalist hervortun möchte, hätte er Olaf Scholz wegen der Cum-Ex-Geschäfte ansprechen sollen, monieren einige Zuschauer. Denn das sei viel schlimmer, als seinen offiziellen Wohnsitz in der Schweiz zu haben.
Unzufrieden mit den Wahlsendungen sind aber auch viele vehemente Gegner der AFD. Sie fürchten eine Normalisierung der Partei und kritisieren die Rundfunkanstalten dafür, AFD-Kandidaten überhaupt eingeladen zu haben. Manche fordern auch bei ARD, ZDF und Deutschlandfunk eine Brandmauer.
Bewusst oder unbewusst könnten sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten in ihren Studios ein Publikum zusammengestellt haben, das weitgehend konform ist mit der politischen Farbpalette in der Belegschaft. Auch diese Vermutung gibt es. Ein Wunschpublikum, dass außerhalb der Funkhäuser nicht existiert, die Journalisten aber in ihrer Haltung bestätigt. Viele Fernsehleute könnten sich mit dem Meinungsspektrum außerhalb der Sendezentren nicht anfreunden und würden zu einem links-grünen Haltungsjournalismus übergehen, weil sie sich mit ihren Positionen als die demokratische Mitte wahrnähmen.
Ergänzung der Redaktion: Die AFD-Vorsitzende Alice Weidel hat ihren Hauptwohnsitz eigenen Angaben zufolge in Deutschland, unterhält in der Schweiz einen Nebenwohnsitz und zahlt ihre Steuern in Deutschland. Hinweise nimmt die Redaktion unter „post@studiogera.de” entgegen.
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