BUCH ÜBER DIE HYÄNENHÖHLE UND DAS WOLLHAARNASHORN ERSCHIENEN

Ab sofort ist im Museum für Naturkunde ein neues Buch über die Lindenthaler Hyänenhöhle und das Pohlitzer Wollhaarnashorn erhältlich. Dieses kann während der Öffnungszeiten an der Museumskasse erworben werden.

Die Lindenthaler Hyänenhöhle wurde 1874 in Pforten entdeckt. In der Spaltenhöhle befanden sich damals große Mengen von Knochen und Zähnen von eiszeitlichen Tieren, darunter auch zahlreiche Fossilien von Höhlenhyänen. Die Fleischfresser nutzten die Höhle während der Weichsel-Kaltzeit immer wieder zum Zerlegen von Beute und zur Jungenaufzucht. Aus derselben Zeit stammt auch das 1904 im Norden von Pohlitz gefundene Skelett eines Wollhaarnashorns. Es handelt sich um das vollständigste zusammengehörige Skelett eines Wollhaarnashorns, das bisher in Deutschland geborgen wurde und das nach wie vor existiert.

Auf 60 Seiten thematisiert das von der Thüringer Staatskanzlei geförderte Buch die Umstände der Entdeckung dieser Fossilfunde und die nachfolgende wissenschaftliche Bearbeitung des Materials. Ausführlich beschrieben werden darüber hinaus auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die erst in der jüngsten Vergangenheit durch Untersuchungen gewonnen wurden. Dazu zählen erfolgreiche Altersdatierungen der Fossilien mittels der Radiocarbonmethode und die Gewinnung von Erbgut aus kleinsten Teilen von Knochen und Zähnen. Über einhundert Abbildungen veranschaulichen die Texte. Die Publikation gehört in die traditionsreiche Veröffentlichungsreihe des Museums für Naturkunde, die es seit 1973 gibt. Das neue Buch ist bereits die Nummer 41. Die Kosten liegen bei 5,50 Euro.

Die Entdeckung der Lindenthaler Hyänenhöhle war für das Fürstentum Reuß jüngere Linie eine Sensation. Im Späthebst des Jahres 1874 wurden im Zusammenhang mit dem Ausbau der heutigen Reichsstraße im Stadtteil Pforten weitreichende Bauarbeiten durchgeführt. Das Gelände des „Kanonenberges“ wurde eingeebnet, und dabei wurde die besagte Spaltenhöhle entdeckt. Wegen der etwa 200 Meter nordöstlich liegenden Gastwirtschaft „Lindenthal“ und der zahlreichen geborgenen Fossilien von Höhlenhyänen erhielt sie die Bezeichnung „Lindenthaler Hyänenhöhle“.
In der freigelegten Felsspalte fanden sich jedoch nicht nur Jahrtausende alte Tierknochen – neben Höhlenhyänen unter anderem auch von Mammuts und Wollnashörnern. Es wurden auch Feuersteinwerkzeuge und Reste von Jagdutensilien vom Ende der letzten Eiszeit gefunden. Die Menschen, die diese Objekte hinterließen, gehören zur sogenannten Magdalénien-Kultur, die vor 20’000 bis 14’000 Jahren existierte. Der beeindruckendste dieser Funde ist die Abwurfstange eines Rentiers mit Gravuren. Die Ritzzeichnung ist Zeugnis des frühesten künstlerischen Schaffens in unserer Region. Das Dargestellte bleibt jedoch Gegenstand der Interpretation, da uns Kenntnisse zu den konkreten Abbildungswillen und den geistigen Vorstellungen der Erschaffenden fehlen. Sehr wahrscheinlich ist jedoch von einem Jagd- und Fruchtbarkeitsmotiv auszugehen. Aus Richtung der Geweihbasis wurde eine, am Anfang gegabelte, doppelt geschwungene Linie tief in das Material geritzt.
Bei der Deutung spielt besonders die Ausrichtung des Objekts eine Rolle. Wird das Stück mit der Basis nach oben betrachtet, könnte es sich um eine Frauendarstellung handeln. Diese passt in den wissenschaftlich bekannten Fundtypus Gönnersdorf. Aus der Gegenrichtung und unter Einbeziehung der übrigen Ritzlinien kann die Darstellung auch als Kopf- und Rückenpartie eines Mammuts interpretiert werden. Bei dieser Sichtweise fällt jedoch auf, dass Stirn- sowie Augenvorsprung fehlen und auch der Rüssel nur angedeutet ist. Markant ist ein gebohrtes Loch in der Mitte des „Schädels“, das als Auge des Mammuts verortet wäre. Eventuell handelt es sich bei der Mammutdarstellung um eine spätere Umarbeitung der stilisierten Frauengestalt.

Die Abwurfstange und weitere Funde menschlichen Schaffens sind bis zum 9. März in der Studioausstellung „Menschen der letzten Eiszeit – Anfänge von Kunst und Handwerk“ im Stadtmuseum Gera zu sehen. Das Naturkundemuseum zeigt noch bis zum 24. August 2025 die Sonderausstellung „Giganten der letzten Eiszeit – Von Höhlenhyänen und Wollhaarnashörnern“.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*