Sollte Deutschland eine Vier-Tage-Woche mit einer geringeren Arbeitszeit einführen oder muss grundsätzlich mehr gearbeitet werden, um als Exportnation wettbewerbsfähig zu bleiben? Über diese und ähnliche Fragen wird schon seit geraumer Zeit diskutiert. Nun liegen Zahlen vor, denen zufolge die Erwerbstätigkeit in Deutschland im vergangenen Jahr einen Höchststand erreicht hat — allerdings bei gleichbleibender Produktivität seit 2019. Somit hat sich die Wertschöpfung pro Kopf verringert. Zuwächse gibt es überwiegend im Dienstleistungsbereich, während das verarbeitende Gewerbe und der Bausektor Stellen abbauen. Die Wochenarbeitszeit pro Kopf ist gesunken, und zwar auf 36:32 Stunden, was auch der hohen Teilzeitquote geschuldet ist. Sie hat einen Höchststand von 31 % erreicht.
Außerdem gibt es in Deutschland etwa 7,86 Millionen geringfügig Beschäftigte. Etwa 4,47 Millionen Menschen arbeiten hauptberuflich als solche. Weitere 3,39 Millionen Beschäftigte haben einen Minijob als Nebentätigkeit. Im Januar 2025 wurde die Verdienstgrenze für geringfügig Beschäftigte auf 556 Euro monatlich angehoben, was möglicherweise zu weiteren Veränderungen in der Anzahl der Minijobber führen könnte.
Im Jahresschnitt waren 2024 in Deutschland 46,1 Millionen Menschen beschäftigt. Ursache der Steigerung sind die höhere Frauenerwerbsbeteiligung und ausländische Arbeitskräfte. In Relation mit den Zuwanderungszahlen ist der Anteil der arbeitenden Zuwanderer aber relativ gering. Der überwiegende Teil lebt von Sozialleistungen.
Die Zahl der Bürgergeldempfänger stieg im Jahr 2024 auf 5,6 Millionen an. Dazu gehören auch arbeitende Menschen, bei denen das Einkommen nicht zum Leben reicht — zuletzt rund 800’000 Personen. Vier Millionen Bürgergeld-Empfänger sind arbeitsfähig. Von diesen arbeitsfähigen Bürgergeldempfängern sind jedoch nur rund zwei Millionen Menschen tatsächlich arbeitslos.
Insgesamt 47,3 % der Bürgergeldempfänger haben keine deutsche Staatsbürgerschaft. Die größten Gruppen ausländischer Bürgergeld-Empfänger kommen aus der Ukraine (716’979 Personen), aus Syrien (517’839 Personen) und aus Afghanistan (200’456 Personen). Etwa 62 % der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten haben einen Migrationshintergrund. Hierunter zählen auch in Deutschland geborene Personen mit ausländischen Wurzeln. Von diesen 62 % sind etwa vier Fünftel Migranten der ersten Generation, die im Ausland geboren wurden. Gemessen am Bevölkerungsanteil beziehen etwa 14 % aller Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland Bürgergeld, verglichen mit 4 % der Personen ohne Migrationshintergrund.
Für die kommenden Jahre wird ein Absinken der Beschäftigungszahlen und der geleisteten Stunden erwartet. Der Grund sind die vermehrten Renteneintritte. Weil die Zahl der Leistungsempfänger in allen Altersklassen und Lebenslagen deutlich ansteigen wird, ist mit viel höheren Sozialausgaben zu rechnen. Die kommende Generation der arbeitenden Steuer- und Beitragszahler muss sich deshalb auf eine wachsende Differenz zwischen Brutto- und Nettolohn einstellen.
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