Mit den drei verschiedenen Leitzinssätzen kann die Europäische Zentralbank (EZB) die Zirkulation des Kapitals beeinflussen. Ein hoher Einlagenzins bewirkt eine zunehmende Ansammlung von Geldern auf Sparkonten. Ein gleichzeitig hoher Hauptrefinanzierungssatz verteuert Kredite, sodass Investitionen seltener werden. Für das Jahr 2025 werden weitere Senkungen erwartet. Nachdem die Inflationsraten wieder niedriger geworden sind, sollen günstigere Kredite die schwache Wirtschaft beleben.
Die Leitzinsen der EZB bewegten sich in den ersten 2000er Jahren zwischen 2 % und 5 %, mit Spitzenwerten von über 4 % im Oktober 2000 und Juli 2008. Als Reaktion auf die Finanzkrise im Jahre 2009 senkte die EZB den Leitzins drastisch. Von März 2016 bis Juli 2022 verharrte er auf dem Nullzinsniveau. Es folgte eine Erhöhung in zehn aufeinanderfolgenden Schritten, beginnend im Juli 2022. Im September 2023 erreichte der Leitzins 4,50 %. Nach den Erhöhungen hielt die EZB den Leitzins zunächst auf einem Plateau. Am 6. Juni 2024 folgte dann eine erste Senkung — zunächst auf 4,25 %. Bis Dezember 2024 gab es insgesamt vier Senkungen. Bei der letzten Senkung am 12. Dezember 2024 wurden alle drei Leitzinssätze um jeweils 25 Basispunkte gesenkt. Die Änderungen traten am 18. Dezember 2024 in Kraft. Der Einlagenzins wurde von 3,25 % auf 3,00 % reduziert. Dieser Zinssatz ist relevant für Banken, die überschüssige Liquidität bei der EZB kurzfristig parken wollen. Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich die Kreditinstitute Geld von der EZB leihen können, wurde von 3,40 % auf 3,15 % reduziert. Der Spitzenrefinanzierungssatz wurde auf 3,40 % gesenkt.
Die Entwicklung zeigt einen Trend sinkender Zinsen mit zwischenzeitlichen Anpassungen aufgrund wirtschaftlicher Herausforderungen wie Finanzkrisen und Inflationsdruck. Da sich Geschäftsbanken bei ihren Angeboten für Sparer an den Einlagenzins orientieren, werden Festgelder, Tagesgeldkonten und die klassischen Sparbücher wieder unattraktiver.
Ohnehin war der Realzins im Euroraum in den vergangenen Jahrzehnten überwiegend negativ, weil der Nominalzins, den die Banken den Sparern zahlen, zumeist unterhalb der Inflationsrate liegt. Trotz der Zinsgutschriften sinkt die Kaufkraft des Geldes, und damit dessen Wert.
Das Geldvermögen der privaten Haushaltungen in Deutschland erreichte Ende 2023 einen Rekordwert von rund 7,7 Billionen Euro. Für das Jahr 2024 prognostiziert die Deutsche Zentralgenossenschaftsbank einen weiteren Anstieg auf gut 8,4 Billionen Euro. Mit einer Sparquote von knapp 20 % des verfügbaren Einkommens im Jahr 2022 liegt Deutschland im oberen Bereich der Rangliste. In der Eurozone gab es eine durchschnittliche Sparquote von 13,7 %.
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