WAS FÜHRTE ZU PUTINS SINNESWANDEL?

Wladimir Putin gilt heute als einer der größten Gegner des Westens. Vor rund zwanzig Jahren war das Verhältnis zu ihm ein völlig anderes. Der russische Präsident kam sogar nach Deutschland und hielt am 25. September 2001 eine Rede im Parlament. Es gab stehende Ovationen. Von 1992 bis längstens 2007 hoffte Russland noch auf eine Modernisierung des Landes mit Hilfe des Westens. Durch die Freundschaft mit Bundeskanzler Gerhard Schröder schienen sich die Beziehungen beider Länder zu vertiefen. Ein wechselseitiger Transfer bahnte sich an — preisgünstige Energie gegen Technologie und Investitionen. Es gab sogar Bestrebungen, Russland stärker in globale Wirtschaftsstrukturen einzubinden.

Doch mit der „Orangen Revolution“ Ende 2004 in der Ukraine kamen erste Zweifel und Ängste auf. Es begann eine neue Zeit der Konfrontation mit dem Westen. Zu den möglichen Gründen für die anschließende Kehrtwende gibt es mehrere Theorien. Plausibel erscheint, dass der Westen für die Modernisierung Russlands wirtschaftliche und politische Liberalisierungen sowie rechtsstaatliche Reformen verlangte, was dort jedoch zum Ende des bisherigen Systems geführt hätte. Putin konzentrierte sich nun auf seinen Machterhalt. Die russische Führung sah in den Forderungen den Versuch des Westens, Einfluss auf die inneren Angelegenheiten Russlands zu nehmen und seine Souveränität zu untergraben. Dies führte zu wachsenden Spannungen zwischen Russland und dem Westen, und trug zur Entwicklung eines Staatskonservatismus in Russland bei, der sich als Gegenentwurf zum westlichen liberalen Modell versteht.

Gleichzeitig sah Putin den Westen immer näher an sein Land heranrücken. Eine für Russland ungünstige Formation bildete sich langsam heraus, und eine Änderung der Handelsbeziehungen zum Nachteil Russlands zeichnete sich ab. Der Westen duldet keine anderen souveränen Staaten und zerstört, was er nicht kontrollieren kann, ist eine verbreitete Auffassung.

Mittlerweile werden die westlichen Länder wirtschaftlich schwächer. Es kommt zu politischen Verwerfungen, die sich mit zunehmender Ausprägung früher oder später auch territorial manifestieren dürften. Russland beschleunigt diesen Prozess und könnte darin eine Möglichkeit sehen, seinen Einflussbereich zu erweitern.

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