Nach schwerer Krankheit ist der Puppenbauer Jan Hofmann im Alter von 74 Jahren im Oktober 2024 gestorben. Er hat bewegende Jahrzehnte im Puppentheater am Gustav-Hennig-Platz in Gera miterlebt und die Inszenierungen mit seiner Handwerkskunst geprägt. Seine Puppen faszinierten Generationen von Geraern.
Von 1976 bis 2015 war Jan Hofmann, Sohn von Werner Hofmann, einem bekannten Kunsthistoriker, Ausstatter am Puppentheater Gera. Private Umstände brachten ihn in die Stadt. Zuvor hatte er in Dresden Theatermalerei studiert, ging für erste Arbeiten an die Städtischen Bühnen Erfurt und nach dem Militärdienst zwei Jahre an das Nationaltheater Weimar. In einem früheren Interview erinnerte er sich, dass er schon als Kind viele Handpuppen besaß. „Mit denen habe ich aber wenig gespielt“, erzählte Hofmann, „ich war viel lieber damit beschäftigt, Dekorationen für sie zu bauen.“
„Kalif Storch“, das im Jahr 1977 Premiere feierte, war seine erste Produktion, für die er vorhandene Marionetten umgearbeitet hat. Eigenständig Puppen und Bühne entwerfen und bauen durfte er 1980 bei „Wie der Elefant zu seinem Rüssel kam“. Doch auch später hat er es sich als Ausstatter nicht nehmen lassen, immer wieder verspielte Details in seine Bühnen zu integrieren, sei es ein kleiner Wasserspringbrunnen in „Der Geburtstag der Infantin“ im Jahr 2000, die Backmaschine für „Die Weihnachtsgeschichte der Christen“ oder die per Mechanismus Eier legenden Hühner auf der Stange in „Pettersson und Findus“ im Jahr 2006.
Dabei hatte er klare Prioritäten. „Ich gehe immer vom Handwerk aus, nicht von künstlerischen Äußerlichkeiten. Zuerst muss die Puppe für die Hand des Spielers funktionieren, dann kommt ihre Optik“, erklärte er in einem zurück liegenden Gespräch seine Herangehensweise. Jan Hofmanns handwerkliche Spezialität war die Arbeit mit Holz. Seine ersten geschnitzten, charakteristischen Handpuppen fertigte er bereits 1982 für „Die Wunschlaterne“. Doch eine andere Puppenform hatte es ihm besonders angetan und zwar die Marionetten. Hofmanns Marionetten für „Riquet und Mirabelle“ im Jahr 1989, waren bereits auf Gastspielen in Augsburg, München, Schweiz und Polen und für „Schneewittchen“ gleich zwei Mal in den USA unterwegs. Doch auch große Puppen setzte er um. Für die Freilicht-Inszenierung „Kaspariade“ baute er unter anderem einen Drachen mit acht Metern Flügelspannweite. Nach der Premiere im Jahr 1983 verbot die Staatssicherheit weitere Aufführungen vor dem Puppentheater in Gera. Das Spektakel musste in den Tierpark ausweichen.
Auch mit Holz konnte Jan Hofmann großflächig arbeiten. Seine größten geschnitzten Köpfe entstanden für die Inszenierung „Nacht mit Gästen“ (1996). Dort haben die Spieler die Puppenköpfe auf ihre eigenen gesetzt, sodass überlange Figuren entstanden. Die Inszenierung ist für Gastspiele bis nach Stockholm gereist. In den letzten Jahren seines Schaffens hat Jan Hofmann auch für die anderen Sparten des Hauses als Ausstatter gewirkt. Auch diese Arbeit habe er gemocht. Doch das Puppentheater als fünfte Sparte blieb immer etwas besonderes, schon allein durch seine Lage abseits des großen Hauses in seinem kleinen Domizil am Gustav-Hennig-Platz. „Das Figurentheater ist ein Gebiet, wo man am vielseitigsten arbeiten kann, schon allein durch die vielen Puppenarten, die es gibt. Nirgendwo spielt Fantasie eine so große Rolle wie hier.“Seine letzte Produktion, bevor er sich in den Ruhestand verabschiedete, war „Das Märchen vom Zaren Saltan“, welche im November 2014 Premiere feierte. Auf dem Künstlerfriedhof Dresden – direkt gegenüber im Künstlerhaus Dresden Loschwitz ist Jan Hofmann aufgewachsen – fand er seine letzte Ruhestätte. In seinen Puppen wird Jan Hofmann weiterleben. Aktuell sind in dem Stück „Schneewittchen“ seine Puppen noch in Vorstellungen des Puppentheaters Gera zu erleben.
QUELLE: THEATER ALTENBURG GERA GGMBH
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