Beim Bundesparteitag der Grünen wurde Robert Habeck zum Kanzlerkandidaten gekürt. Rund 800 Delegierte nahmen an der dreitägigen Veranstaltung in Wiesbaden teil. Dem Antrag zur Kandidatur stimmten 96,48 % der Anwesenden zu. Zusammen mit Annalena Baerbock wird Habeck die Partei nun in den Bundestagswahlkampf führen. Er war der einzige Kandidat.
In seiner Rede warnte Habeck vor einer neuen großen Koalition aus Union und SPD. Diese machte er für den Stillstand in Deutschland verantwortlich. Gleichzeitig verteidigte er seine Politik. Als 2014 der Krieg gegen die Ukraine begann, führte Habeck aus, habe die damalige Koalition die falschen Konsequenzen gezogen, in dem sie Gasspeicher an Gazprom veräußerte, eine Raffinerie an Rosneft verkaufte, und den Bau der Gasleitung „Nord Stream 2“ vorantrieb. Trotz der schwierigen Lage konnte im Sommer 2022 eine Gasmangellage von Deutschland abgewendet werden. Habeck sprach von vielen schlaflosen Nächten. Die Ursache dieser Krise sei die politisch hergestellte Abhängigkeit von russischem Gas gewesen. Die Transformation der Wirtschaft ist seiner Darstellung nach nicht der Grund der schwierigen Jahre, sondern die Antwort darauf. Als Polen im Spätsommer 2022 an die aus Norwegen kommende und durch die Ostsee verlaufende Gasleitung „Baltic Pipe“ angeschlossen wurde, habe sich Habeck als Wirtschaftsminister nach einer Anschlussmöglichkeit für Deutschland erkundigt. Ihm sei aber mitgeteilt worden, dass er zu spät komme. Der Anschluss hätte ohne großen Mehraufwand hergestellt werden können, doch die damalige Bundesregierung habe das trotz flehentlicher Bitten abgelehnt. Nun sei die Leitung zu klein, um auch noch Deutschland mit zu versorgen. Sie wurde nicht gebaut, weil Union und SPD sie nicht wollten, so Habeck.
In der kommenden Legislaturperiode wollen sich die Grünen für ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen einsetzen, einen AFD-Verbotsantrag unterstützen, und die Schuldenbremse reformieren. Eine Abschaffung ist nicht mehr gewollt. Die dreitägige Bundesdelegiertenkonferenz endete am 17. November 2024. Ende Januar 2025 soll das Wahlprogramm beschlossen werden. Die letzten Wahlergebnisse und neuesten Umfragen sind schlecht. Doch seit dem Austritt der FDP aus der Regierungskoalition zählen die Grünen eigenen Angaben zufolge rund 11’000 Eintritte in die Partei.
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