Wer in der Nacht vom 5. zum 6. November 2024 die Sendungen zu den Präsidentschaftswahlen in den USA verfolgt hat, konnte die ideologische Befangenheit der Moderatoren und Reporter unschwer erkennen. Es wurde im ZDF von einer Umfrage unter den Mitarbeitern berichtet, in der Kamala Harris deutlich vorn lag und Donald Trump nur sehr wenige Fürsprecher hatte. Auch die Gäste im Studio hätten — anders war es auch nicht zu erwarten — allesamt Kamala Harris gewählt. Jedenfalls wollte auf Nachfrage niemand die Hand für Donald Trump heben.
Je deutlicher sich dann der Sieg des Republikaners abzeichnete, desto mehr hoffte man auf eine Überraschung aus den Wechselwählerstaaten. Die kam auch — allerdings nicht in der Weise, wie es sich die Fernsehleute erhofft hatten. Die persönliche politische Haltung hat offenbar ihren Realitätssinn beeinträchtigt. Völlig unklar ist, wie ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen zu seinen Einschätzungen kommt. Lange Zeit hat er Kamala Harris in Führung gesehen und auch von entsprechenden Umfragen berichtet. Vermutlich befindet sich der gesamte Sender selbst in einer ideologischen Blase und weiß nicht mehr, was außerhalb dieser wirklich vor sich geht. Das Pro-Contra-Verhältnis der ausgewählten Gäste lässt ebenfalls eine deutliche Voreingenommenheit erkennen. Die Wähler Trumps werden dargestellt wie geistig degenerierte Problembürger, denen die Preise der Eier im Supermarkt wichtiger sind als die Demokratie und das Klima, die mit Vernunft nicht mehr zu erreichen sind und einer Lüge aufsitzen. Offenbar ist man genau deshalb 9000 Kilometer durchs Land gefahren, um Leute herauszusuchen, die am besten zu dieser Erzählung passen.
Die einseitige Darstellung der Realität im Rundfunk führte letztendlich zu Umfrageergebnissen, wonach die meisten Deutschen glauben, Kamala Harris werde die Wahl gewinnen. Auch Ingo Zamperoni hat mit seinem mutmaßlich beabsichtigten Versprecher deutlich gemacht, dass er nicht mehr in der Lage ist, neutral zu moderieren, wenn der Sieg seiner Heilsbringerin immer unwahrscheinlicher wird. Im ARD-Fernsehen sagte er im Gespräch mit der Politikwissenschaftlerin Liana Fix:
Wir haben’s gerade gehört: Donald Duck … Trump würde eine Wahlniederlage vermutlich nicht akzeptieren. Aber was passiert dann; was wird dann befürchtet?
Offensichtlich hat der erfahrene Sprecher vergessen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk gerade wegen seiner Unausgewogenheit, des Framings und ebensolcher „Patzer“ in der Kritik steht. Spätestens nach den Sendungen zur US-Wahl kann man die Bedenken als nachvollziehbar ansehen.
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