SCHWINDELERREGENDE HÖHENFLÜGE AN DEN BÖRSEN

Kleinsparer werden mit dem Köder „Altersvorsorge“ in den Markt gelockt, damit antizyklisch investierende Großanleger ihre Papiere verkaufen können.

In gewissen Abständen häufen sich die Empfehlungen, Sparguthaben in Aktien zu investieren, und zwar zufällig genau dann, wenn sich die Kurse von der realen wirtschaftlichen Situation völlig entkoppelt haben. Derzeit befinden sich viele Indizes im Höhenflug. Der DAX, Deutschlands wichtigster Index, erreichte am 18. Oktober 2024 mit 19’657,37 Punkten den höchsten Schlußstand seiner Geschichte. Dieser Rekordwert wurde im Rahmen einer längeren Aufwärtsbewegung des Index erzielt.

Angesichts der Steigerungen spielen viele Sparer mit dem Gedanken, jetzt ebenfalls Wertpapiere zu kaufen. Nicht nur in den Medien wird dafür geworben. Auch die Banken gehen auf ihre Kleinkunden zu und sprechen mit diesen über die Alterversorge. Da heißt es zum Beispiel, trotz Kursschwankungen seien Aktien besser als Sparkonten, wenn man gleichmäßig, breit gestreut und langfristig investiere.

Doch hier ist Vorsicht geboten. Je eindringlicher die Empfehlungen werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen Kursrutsch. Viele Banken und andere Investoren halten selbst Papiere und wollen diese noch schnell verkaufen. Mit der Strategie „Altersvorsorge“ gelingt es zunehmend, die breite Masse in den Markt zu führen. Durch die vielen arglosen Käufer geht der Chart dann in die berüchtigte Fahnenstangenformation über. Großinvestoren können auf diese Weise ihre antizykliche Strategie umsetzen.

Die weiteren Aussichten für die Wirtschaft sind indessen weniger gut. Am 22. Oktober 2024 senkte der IWF die Konjunkturprognose für Deutschland. Erwartet wird eine Stagnation. Auch die Weltwirtschaft schwächelt. Wichtig ist auch die Tatsache, dass nur wenige der im Deutschen Aktienindex gelisteten 40 Unternehmen für den Auftrieb verantwortlich sind. Die meisten DAX-Treiber haben ihre guten Geschäftszahlen den im Ausland erwirtschafteten Gewinnen zu verdanke.

Die Aussichten für Deutschland werden sich weiter verschlechtern, wenn Donald Trump Präsident der USA wird und seine Zoll-Politik umsetzt. Derzeit verlangen die USA 2 % bis 3 % für Produkte aus dem Ausland. Trump möchte die Abgaben auf 10 % bis 20 % für westliche Importe erhöhen. Gegenüber China sollen es 60 % sein. Deutsche Exporte würden sich dadurch erheblich verteuern. Das Institut IFO rechnet in diesem Falle mit einem Rückgang der Exportleistung um 15 %. Experten gehen von einer Schwächung der deutschen Wirtschaft um 0,6 % aus. Die Wachstumsprognose des IWF für 2025 liegt bei nur 0,8 %. Deutsche Unternehmen würden letztendlich noch mehr Geschäfte in die USA verlagern.

Aber auch dort erhöht sich das Risiko einer größeren Einbruchs an den Aktienmärkten. Am 19. September 2024 wurden die Leitzinsen gesenkt. Viele positive Erwartungen sind bereits eingepreist — die sich aber letztendlich nicht bewahrheiten werden. Laut einigen Marktanalysten wird die dadurch ausgelöste Euphorie nur bis etwa Mitte November anhalten. Es droht eine Korrektur um bis zu 15 %.

Kleinsparer müssen darauf achten, w a n n sie besonders umworben werden. Mit ihrem Sparguthaben sind sie häufig das letzte Glied in einer langen Abfolge des Kaufens und Verkaufens. Besonders ernst wird die Lage, wenn die Börsen immer neue Rekordstände erreichen, während sich die konjunkturellen Aussichten verschlechtern.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*