DAS ZDF UND DIE MACHT DER MILLIARDÄRE

Am 24. Oktober 2024 wurde im Kanal „ZDF info” wieder einmal die im Jahr 2022 produzierte Dokumentation „Tycoons — Die Macht der Milliardäre” gezeigt. Eigentlich besteht die Serie aus drei Folgen, doch nur zwei davon waren diesmal zu sehen. Es ging um Russlands Oligarchen und Chinas neue Geld-Elite. Der dritte Teil über „Amerikas Supperreiche” fehlte. In der Mediathek ist diese Folge aber noch bis zum 6. August 2026 verfügbar. Die Beschreibung lässt erahnen, was der Grund für die Entscheidung des ZDF gewesen sein könnte, diesen Teil nicht zu zeigen.

„Elon Musk, Jeff Bezos, Kim Kardashian — hinter diesen Namen stecken faszinierende Erfolgsgeschichten”, heißt es im Text zum Video. Man erfährt, wie die Superreichen in den USA mit ihren Innovationen die moderne Welt verändern. Insgesamt wird ein recht positives Bild gezeichnet. Vorwiegend geht es darum, welche Risiken sie für ihre Visionen eingegangen sind, wie ihr Reichtum zustande kam und was sie heute besitzen. Über Bill Gates erfährt man unter anderem, dass er sich seit einiger Zeit der Philanthropie widmet, um seinen Reichtum für das Gute einzusetzen.

Höchstwahrscheinlich passt aus Sicht des ZDF Elon Musk nicht mehr in die Aufreihung. Denn seit seinem Sinneswandel ist er in gewissen Kreisen in Ungnade gefallen. Überhaupt fällt in der Dokumentation auf, dass der Einfluss auf die Politik nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wenn er etwas stärker beleuchtet wird, dann — wie könnte es anders sein — bespielhaft anhand der Öl-Brüder Charles und David Koch. „Sie haben die konservativsten Politiker des Landes finanziert und Kandidaten unterstützt, die behaupten, es gäbe keinen Klimawandel”, erfährt der Zuschauer. „Das Geld der Kochs ist bis heute stark mit der Förderung von Bodenschätzen verbunden, was oft negative Folgen für die Umwelt hat”, heißt es im Beitrag weiter. Gezeigt wird eine Ölraffinerie, um das Bild zu verfestigen und den Zuschauer von dem Gedankengang abzubringen, dass der Abbau anderer Rohstoffe wie Lithium ebenfalls große Umweltschäden hinterlässt.

Mit der Dokumentation möchte das ZDF den Beitragszahlern zu verstehen geben, dass es trotz der Möglichkeit tiefgründiger Recherchen nicht nötig ist, genauer hinzuschauen, wenn westliche Milliardäre angeben, sich zu Wohltätern entwickelt zu haben. Sie hatten eine Vision, waren fleißig, mussten viele Widrigkeiten überwinden und kamen schließlich aufgrund ihres guten Gespürs zum Erfolg. Und nun fördern sie mit ihrem Reichtum das Gemeinwohl, nachdem ihre technischen Innovationen die Zivilisation schon ein gutes Stück vorangebracht haben. Mehr braucht der Gebührenzahler für die mageren 18,36 Euro im Monat nicht zu wissen, und mehr gibt es aus Sicht des ZDF auch nicht zu erzählen. Der erwähnte Bill Gates zieht einen enormen finanziellen Nutzen aus seiner Stiftung, deren Wirken völlig undurchsichtig ist, kann über sie auf undemokratische Weise Macht ausüben und muss keine Rechenschaft ablegen. All das ist für das ZDF ebenso belanglos wie seine Einflussnahme auf bestimmte Medien. Durch diese Lücken trägt der öffentlich-rechtliche Rundfunk maßgeblich selbst zur Bildung von Verschwörungserzählungen bei, die er anschließend nutzt, um Anhänger der Thesen zweckdienlich in Szene zu setzen zu können.

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