WARUM IMMER MEHR JUGENDLICHE NACH RECHTS TENDIEREN

Die Erlebnisse im Wohnumfeld sorgen für Zukunftsängste und verändern das Wahlverhalten.

Was die politische Einstellung anbetrifft, scheint sich der Rechtsruck unter jungen Menschen zu verstärken. Darauf deuten einzelne Befragungen zur gegenwärtigen Stimmung hin. Die vergangenen Wahlen zeigten bereits einen deutlichen Umschwung. Erfreuten sich früher die Grünen einer großen Beliebtheit, wächst derzeit der Zuspruch für die AFD bei den unter 24-Jährigen.

Viele Alte stehen vor einem Rätsel und suchen nach Erklärungen, was darauf hindeutet, dass sie von der Wahrnehmung und Lebenswirklichkeit junger Menschen sehr weit entfernt sind. Manche führen die Entwicklung auf den Einfluss der Eltern zurück, andere auf die starke Präsenz der AFD bei Tiktok. Dort würde die Partei Ängste schüren und die Zuseher manipulieren.

Junge AFD-Wähler nennen aber ganz andere Gründe für ihr Wahlverhalten. Sie sprechen über Erlebnisse in der Schule, auf der Straße, und über unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe. So würden bereits Kinder, etwa auf Spielplätzen, häufig ein ausgrenzendes Verhalten zeigen. Man spricht von arabischen Kindern mit einem ausgeprägten Revierdenken, für die Gewalt ein akzeptables Mittel ist, um das Recht des Stärkeren durchzusetzen, während man von Einheimischen Nachsicht und Toleranz erwarte. Ähnlich sei es dann im Jugendalter bei Freizeitaktivitäten. Bei ARD und ZDF werde dann vermittelt, nicht die Migration sei das Problem, sondern die Männlichkeit. Eine völlig verdrehte Darstellung, meinen die Betroffenen und sprechen über parallele Lebenswelten, in denen sie sich als Deutsche wie Fremde oder Eindringlinge fühlen. Von gleichaltrigen Arabern würden sie manchmal Dinge hören, die, im Gegensatz zur vielzitierten Klimakrise, wirklich Zukunftsängste auslösen, und zwar Leib und Leben betreffend. Deutschland gehöre bald ihnen, sei so ein Satz, mit dem gern gedroht werde, wenn sich zum Beispiel auch deutsche Kinder auf dem Spielplatz aufhalten und man sie dort nicht haben möchte. Mädchen müssten sich dann mitunter Schimpfwörter wie „Schlampe” gefallen lassen. „Wenn wir irgendwann mehr sind, werden wir den Deutschen die Zunge herausschneiden”, wird als weiterer Beispielsatz angeführt.

Die AFD sei dann die einzige Partei, welche die Probleme genauso beschreibt, wie sie die jungen Wähler selbst erlebt hätten. Auf Tiktok werden dazu Fragen aufgeworfen wie beispielsweise: Warum sieht man so viele Rentner beim Sammeln von Flaschen, aber keine Migranten? Ist der Schutz der eigenen Bürger oder der Schutz von Straftätern wichtiger, wenn es um die Abschiebung krimineller Personen geht? Warum wird die kulturelle Identität fremder Menschen als Bereicherung angesehen, und die eigene als so etwas wie eine zu beseitigende Fehlentwicklung aus der Vergangenheit?

Noch schwieriger werden die Diskussionen, wenn auch gut integrierte Ausländer die Befürchtungen einer bald eskalierenden Gewalt nähren. Ein großes Problem seien nämlich die vielen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und Afrika, heißt es da beispielsweise. Man spricht von einer „tickenden Zeitbombe”. Manche seien 19 Jahre alt und gäben sich als 16-Jährige aus, die vor Gewalt in der Heimat geflüchtet sind. Ohne Pass in der Hand würden sie deutschen Behörden gegenüber immer wieder ein neues Herkunftsland angeben, wenn sich nach langwierigen Abgleichungen mit den dortigen Behörden herausstellt, dass der gesuchte Name nicht in deren Registern existiert. In Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen brächten sie sich dann untereinander bei, wie man sich durchsetzen müsse. Es fehle das familiäre Fundament. Ohne die von den Eltern vermittelten Normen und Werte wolle jeder der Boss sein und sich mit Mutproben beweisen, um anerkannt zu werden. Außerhalb der Einrichtung spielten Diebstahl, Raub, Drogen und der Kontakt zu verschiedenen Milieus eine große Rolle. Mit dieser „Ausbildung“ treten sie dann in das Erwachsenenalter ein. Weil die entsprechenden Netzwerke sich immer weiter vergrößern, werde die Kriminalität bald außer Kontrolle geraten.

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