BOX-SPEKTAKEL BEI RTL — BROT UND SPIELE ODER STRATEGIE MIT ZIEL

Am 14. September 2024 kämpfte Stefan Raab zum dritten mal gegen die 46-fache Box-Weltmeisterin Regina Halmich. (Bild: RTL-Television, Bildschirmfotografie, Bildzitat)

Die Reaktionen auf das Box-Duell zwischen Stefan Raab und Regina Halmich sind gemischt. Die einen freuen sich, ihn nach zehn Jahren wieder im TV zu sehen, andere kritisieren den Auftritt. Der „Stern” meint in seiner TV-Kritik, Stefan Raab setze auf Nostalgie statt Neues. Halmich selbst beklagte bei Frauke Ludowig von RTL-Television die mangelnde Kommunikation im Vorfeld des Duells. Sie sei völlig im Dunkeln gelassen worden. RTL den inzwischen 57-jährigen Raab exklusiv für fünf Jahre verpflichtet. Es sind verschiedene Unterhaltungsendungen geplant.

Vielen anderen gehen Kämpfe zwischen Männern und Frauen deutlich zu weit — so auch einem früheren Mitarbeiter des Senders. Rainer Popp, ehemaliger Chefredakteur in Doppelfunktion von RTL Radio und RTL plus, außerdem Begründer und Leiter des Frühstücksfernsehens von RTL und zugleich Programmdirektor von Radio Luxemburg, schrieb am 16. September 2024 auf Facebook:

„Was ist bloß in meinen ehemaligen Sender RTL gefahren! Eine größere Widerlichkeit, als einen Boxkampf zwischen einem Mann und einer Frau als Plattform und Ausgangspunkt einer PR-Kampagne zu organisieren, ist eigentlich nicht denkbar. Das ist Rom zu Zeiten der Gladiatorenkämpfe. Das ist Verderbtheit. Das ist verludert und schändlich besonders im Hinblick auf die Zigtausenden von Gewaltakten, die jedes Jahr in der Bundesrepublik gegen Frauen verübt werden. Raab der Schläger als Beispiel für die Machos? Was wäre wohl geschehen, hätte Stefan Raab seine Kontrahentin Halmich blutig geschlagen und blau und grün oder sie gar besinnungslos auf die Bretter geschickt. Das war ja auch seine Absicht gewesen. Er wollte gewinnen mit seinen Fäusten. Und bei einem Lucky Punch auf die Kinnspitze der Dame wären Koma oder sogar der Tod nicht auszuschließen. Man stelle sich vor: Raab steht breitbeinig über seinem zusammengeschlagenen Opfer und grinst vor Vergnügen über seinen Sieg … und RTL überträgt live. Hilfe!
Ich kann mit Stolz darauf hinweisen, dass wir damals in den 80er Jahren mit einem anderen Konzept Aufmerksamkeit erregt hatten — mit einem Friedensdiktat des Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll, das er für uns geschrieben hat, und Tausende schrieben mit in unserem Sendegebiet.”

In den sozialen Netzwerken wird dem Sender RTL unter anderem vorgeworfen, er wolle dazu beitragen, Duelle zwischen Männern und Frauen in Kampfsportarten zu normalisieren. Es werde mit Hilfe der Medien darauf hingearbeitet, dass die Menschen nicht nur die Geschlechterrollen, sondern auch ihre Geschlechtsidentitäten infrage stellen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*