Was verrät er über das gesellschaftliche Zusammenleben?
Zu unterschiedlichen Zeiten sind im Park der Jugend unterschiedliche Menschen anzutreffen. Nimmt man gleich mehrere Jahrzehnte in den Blick, kann ein deutlicher Wandel beobachtet werden. Dabei lässt sich eines feststellen: Die Anlage war noch nie ein Verweilort für Intellektuelle. Die Besucher stammen überwiegend aus den nahegelegenen Wohnvierteln und nutzen den Park vorzugsweise ab dem späten Nachmittag. In der Zeit davor sind meistens Passanten und Radfahrer zu sehen, die zwischen Heinrichstraße und Südbahnhof verkehren und hierfür den Weg auf der Nordseite nutzen.
Das angrenzende Wohngebiet im Bereich Talstraße, Südbahnhof, Schülerstraße, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Wo in der DDR-Zeit die einfache Arbeiterschaft wohnte, leben heute Menschen aus arabischsprachigen Regionen. Es hat ein Kulturwandel stattgefunden, den man auch im Park beobachten kann. In den 1980er Jahren war er abends oftmals Treffpunkt für ungewöhnliche Bekanntschaften. Mit dem Einwohnerschwund in den 1990er Jahren wurde der Park dann zunehmend leerer. Nun ist der einstige Friedhof so lebendig wie kaum in der Vergangenheit. Familien mit Kindern sind dort ab dem Nachmittag häufig zu sehen. Problematisch wird es mit Eintritt der Dunkelheit. Drogenkonsumenten aus fernen Gegenden sollen sich dort herumtreiben. Im Bereich zwischen Toilettenhäuschen und Kirche, dem vermuteten Handelsplatz für berauschende Waren, sei es besonders gefährlich, heißt es.
Der Park zeigt, dass Integration schwierig ist, wenn es zu viele Eigenschaften gibt, die nicht als integrationswürdig angesehen oder gar mit einem Entwicklungsrückschritt assoziiert werden. Unterschiedliche Menschen halten voneinander sowieso eher Abstand, wenngleich viele das nicht wahrhaben möchten und es doch auf anderer Ebene genauso tun. Es hängt davon ab, welche Gemeinsamkeiten als Bedeutsam erachtet werden, und welche Andersartigkeiten als Belastung oder Hindernis für die persönliche Entwicklung. Drogen werden beispielsweise auch im Volkspark in Jena konsumiert. Die dortigen Besucher lesen aber ein Buch dabei und studieren nebenher, um ihre Intelligenz später genauso als Abgrenzungskriterium einsetzen zu können, wie es die aus ihrer Sicht weniger gebildeten Menschen mit der Hautfarbe oder anderen Merkmalen tun.
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