DAS ENDE DEUTSCHLANDS ALS INDUSTRIESTANDORT

Hohe Energiepreise führen zu einer Abwanderung der Industrie, die steigenden CO₂-Kosten zu einem Rückgang des Konsums. Es droht ein Verfall der auf wirtschaftlichen Höchstleistungen ausgelegten Infrastruktur.

Bis zu 14’000 von insgesamt 54’000 Stellen in Deutschland will der Hersteller ZF bis zum Jahr 2028 abbauen. Als Grund werden ein hoher Wettbewerbs- und Kostendruck sowie die schwache Marktentwicklung für E-Autos genannt. Der Zulieferer für Automobilteile ist ein weiterer Betrieb, der einen solchen Schritt ankündigt. Ökonomen warnen bereits seit langem, dass die hohen Energiepreise zu einer Deindustrialisierung führen und erwarten eine Beschleunigung.

Denn wenigen Jahren wird sich auch die CO₂-Bepreisung bemerkbar machen und für einen Rückgang des Konsums sorgen. Das auf der europäischen und nationalen Ebene ausgegebene Ziel mit sehr hoher Priorität ist die Klimaneutralität, was konkret bedeutet, dass auf den Durchschnittsbürger pro Jahr nicht mehr als eine Emissionstonne CO₂ entfallen darf. Der CO₂-Rechner des Bundesumweltamtes zeigt schon heute, wie sehr der Verbrauch reduziert werden muss, um diese Vorgabe zu erreichen: Ein Zweipersonenhaushalt in einer 45-Quadratmeter-Wohnung, welche sich in einem energetisch vollsanierten Haus befindet, Baujahr 1945 bis 2001, und über Fernwärme mit 5000 kWh im Jahr und 500 kWh Elektrizität im Jahr versorgt wird, emittiert immer noch rund sechs Tonnen CO₂ im Jahr — und das, obwohl der Fleischkonsum bereits auf 300 Gramm pro Woche reduziert wurde, nur wenige Milchprodukte konsumiert werden, und die beiden Musterbewohner auf Flugreisen sowie sämtliche Autofahrten und öffentliche Verkehrsmittel verzichten. Der niedrige Wert von 500 kWh Elektrizität im Jahr ist auch nur erreichbar, wenn der Zweipersonenhaushalt keinen Kühlschrank nutzt. Ein derart eingeschränkter Konsum führt zu einer deutlich geringeren Nachfrage.

Hinzu kommt, dass der Bund infolge der stark ansteigenden Schulden seine Zuschüsse und Fördergelder für das Transformationsvorhaben kürzen muss, was den Umstieg auf neue Technologien erschwert. Ohne neue Technologien drohen aber erhebliche Einschränkungen. Ein weiterer Aspekt ist die zunehmende Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte, während Menschen mit niedrigerem Bildungsstand nachrücken. Für die wachsende und immer komplexer werdende Infrastruktur fehlt folglich geeignetes Personal. Allein die Instandhaltung wird sich als kaum mehr zu leistende Herausforderung erweisen. Es droht ein existenzgefährdender Verfall in den kommenden Jahren.

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