ENERGIE UND ABHÄNGIGKEIT

Wer Energie in großen Mengen benötigt, muss sich immer auf Abhängigkeiten einstellen und langfristig planen. Die Unberechenbarkeit wichtiger Staaten ist derzeit aber vergleichbar mit jener von Wind und Sonne.

Erneuerbare Energien wie Wasser- und Solarkraft, Windenergie, Erdwärme und nachwachsende Rohstoffe sollen die fossilen Energieträger ersetzen und bis 2050 rund 60 % am Bruttoendenergieverbrauch, und 80 % am Bruttostromverbrauch ausmachen, schreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Die zur Verfügung stehende Elektrizität entspricht dann aber nicht mehr dem Verbrauch, sondern schwankt, weil der Wind höchst unterschiedlich weht, und die Sonne in der kalten Jahreszeit seltener bis zur Erde durchdringt. Deshalb ist ein Speichermedium notwendig, aus dem man die Energie je nach Bedarf entnehmen kann. Die Bundesregierung setzt hierbei auf Wasserstoff. Aber auch dieser Weg hat Nachteile, denn jede Transformation führt zu Verlusten, bezogen auf die ursprüngliche Energieform. Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn sagte am 16. Dezember 2019 beim Münchner Seminar gegenüber seinen Gästen (44:16):

„Die Schleife vom Strom über den Wasserstoff zurück zum Strom vernichtet drei Viertel der Energie — in idealen Anlagen. Und bei einem Wirkungsgrad von nur einem Viertel heißt das halt, der Strom, den Sie da reinschicken kommt viermal so teuer wieder raus — selbst wenn Sie die Kosten der Anlage nicht rechnen.”

https://youtu.be/DKc7vwt-5Ho

Viele halten bereits das Windrad für ein Problem. Denn der Gesamtaufwand, um alle für dieses Gerät benötigten Materialien herzustellen und am Ende wieder zu entsorgen, soll höher sein, als das Windrad während seiner Nutzungszeit von etwa 20 Jahren an Energie liefert, so die Behauptung. Sogar Photovoltaikanlagen stehen deswegen in der Kritik. Professor Peter Dold vom Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme in Freiburg sieht die ersten großen Entsorgungswellen im Jahr 2029 kommen — also 20 Jahre nach der ersten Ausbauphase. Das berichtete das Magazin „Spektrum” am 5. Dezember 2023. Dann würden in Deutschland jährlich zwischen 400’000 und eine Millionen Tonnen Solarmodule entsorgt werden müssen.

Zu bedenken ist auch der Flächenverbrauch, wenn man Wind und Sonne nutzt. Bekanntermaßen steigt der Energiebedarf weltweit, wie die Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zeigt.

https://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Nachrichten/Aktuelles/2024/2024-03-01_bgr-studie-energieverbrauch-auf-rekordniveau.html;jsessionid=BB71DDE878DC3136F5448B0179A4958C.internet982?nn=1542388

Bei fossilen Energieträgern liegen quasi mehrere Millionen Jahre Sonnenkraft komprimiert in gespeicherter Form vor. Wird die Energie aber auf der Erdoberfläche eingefangen, müssten bei einem steigenden Energiebedarf immer mehr Gebiete mit Windrädern und Photovoltaikanlagen bebaut werden.

Die Abhängigkeit von Wind und Sonne hat also auch viele Nachteile und ist mit Unabwägbarkeiten verbunden. Eine Autarkie dürfte allein wegen des Grundlastproblems kaum möglich sein. Würde man wieder auf fossile Energieträger zurückgreifen, ist man die Probleme aber nicht los. Sie verlagern sich nur auf eine andere Ebene. Ein Industriestandort ohne eigene Rohstoffe ist dann von Rohstofflieferanten abhängig, womit sich die Frage stellt, welche Abhängigkeit hier die bessere ist — die von den USA, von Russland oder gar von Frankreich. Die wenigsten der infrage kommenden großen Rohstofflieferanten sind Demokratien im Verständnis der Bundesregierung. Andere durchleben einen politischen Wandel, was für langfristige Verträge problematisch ist.

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