Durch das Gewaltvideo von Bieblach erscheint der Name der drittgrößten Stadt Thüringens wieder einmal zusammen mit negativen Nachrichten in den überregionalen Medien und bei Suchmaschinen. Die ersten Berichte waren noch recht knapp gehalten. Wichtig schien nur, dass die Verbreitung der Aufnahmen strafbar ist. Größere Aufmerksamkeit erreichte der Fall erst durch alternative Medien, bevor sich „Focus”, NTV und andere namhafte Nachrichtenanbieter der Sache annahmen.
In der Stadt selbst ist der Übergriff nicht das große Gesprächsthema. Viel mehr sind die Bürger wegen der Häufung der Gewalt beunruhigt, schimpfen über die Zustände in der Heinrichstraße, manche sogar über den hohen Migrantenanteil allgemein. Das spiegelt sich auch in den Wahlergebnissen wider.
Andere kritisieren Medien wie „Nius”, „Bild”, „Auf 1” und „Welt” für die Berichterstattung. Sie würden die Gewalttat medial ausschlachten, in der Hoffnung, dass durch den erzeugten Druck von unten entweder auf politischer Ebene ein Kurswechsel vollzogen wird, oder sich die Bürger bei der nächsten Wahl für andere Parteien entscheiden.
Eine Feststellung von Nius-Chef Julian Reichelt sollte aber auch die Kritiker zum Nachdenken veranlassen: Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen, in denen Deutsche und Zugewanderte vorkommen, wird immer offensichtlicher mit zweierlei Maß vorgegangen — was die Berichterstattung anbelangt, und die anschließende Empörung. Warum ist das so? Viele ziehen einen Vergleich mit dem Vorfall in Grevesmühlen und fragen sich: Was hätte das Gewaltvideo von Bieblach ausgelöst, wenn der betroffene Junge ein Migrant gewesen wäre, möglicherweise sogar dunkelhäutig? Mit einer einfachen Gegenprobe wird die hierzulande herrschende Doppelmoral auch an vielen anderen Stellen erkennbar. Für manche Elfenbeinturmbewohner ist Rassismus nämlich etwas, bei dem Menschen mit bestimmten äußerlichen Merkmalen immer Täter sind, und andere immer Opfer, weil sie glauben, die Geschichte würde sich im schlimmsten Falle immer mit derselben Rollenverteilung wiederholen. Dass es aber unterschiedliche Formen gibt, und Menschen ohne Migrationshintergrund als Minderheit in bestimmten Wohngegenden mittlerweile häufig nichts mehr zu lachen haben, bemerken sie wahrscheinlich erst, wenn es zu spät ist.
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