INFORMATION UND MANIPULATION

In Sachen Information, Meinungsbildung und Diskussion scheint ein großer Wandel im Gange, beginnend mit der Frage nach der Wahrheit. Wo wäre diese zu finden, wenn die wahrgenommene allgemeine Realität nur ein Konsens aus unzähligen subjektiven Vorstellungswelten ist? Wer darf dann mit welcher Begründung in den Meinungsbildungsprozess eingreifen und über die Gewichtung der einzelnen Positionen bestimmen?

Die Publizistin Carolin Emcke sprach bei der Veranstaltung Republika 2024 mit Claudia Kemfert, der Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt beim DIW, über „Gewalt und Wahrheit im Angesicht der Klimakatastrophe”. Es werde beständig vorgemacht, es gäbe zu allen Fragen gleichermaßen wertige, gleichermaßen vernünftige einander widersprechende Positionen, sagte Emcke und forderte ein Ende von Diskussionen mit Pro- und Contra-Rahmungen (32:50). Zuvor hatte Claudia Kemfert festgestellt, dass es zum Klimawandel keine Gegenposition gibt.

Tilo Jung, der ebenfalls bei der Republika 2024 eingeladen war, äußerte dort am 29. Mai 2024 mit Blick auf die unterschiedliche Berichterstattung zu den Vorfällen in Sylt und Mannheim, Journalisten müssen die Leute darüber Informieren, was sie wissen sollen, und nicht, was sie wissen wollen (45:48). Ist beispielsweise laut einer Umfrage die Migration die größte Sorge der Menschen, sei es nicht die Aufgabe des Journalismus, dies abzubilden und die Leute über die Themen zu informieren, über die sie informiert werden wollen.

Die Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg ist angesichts der jüngsten mutmaßlichen Fälle von Spionage und Desinformation sogar davon überzeugt, dass die Sabotage des Meinungsbildungsprozesses unter Strafe gestellt werden muss, wie sie gegenüber der Berliner Zeitung erklärte.

Alle drei Äußerungen sind zwar zunächst in dem dazugehörigen Kontext zu sehen, deuten aber auf eine problematische Entwicklung hin. Denn wenn es für den Meinungsbildungsprozess Schranken und Leitplanken gibt, weil die entstehende Meinung kein offenes Ergebnis mehr sein darf, muss auch der Informationsfluss und Diskurs kontrolliert werden, was wiederum Kontrolleure erforderlich macht sowie eine präzise Abgrenzung zwischen Information und Desinformation.

Die Vorstellungen von Emcke, Jung und Badenberg könnten so in eine Zukunft führen, wie sie Ida Auken vom „Global Future Council on Cities and Urban” beschreibt. Sie kann nirgendwo hingehen, ohne registriert werden, und sie weiß, dass irgendwo alles, was sie macht, denkt und träumt, aufgezeichnet wird. Dennoch ist sie froh über die neue Welt, weil es Zivilisationskrankheiten, Klimawandel, Flüchtlingskrise, Umweltzerstörung, völlig verstopfte Städte, Wasserverschmutzung, Luftverschmutzung, soziale Unruhen und Arbeitslosigkeit nicht mehr gibt.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*