Die Wahlergebnisse in Gera zeigen einen sich fortsetzenden Trend, der auch außerhalb der Stadt auf mehreren Ebenen zu beobachten ist: Konservative und rechte Positionen werden stärker.
Linke bzw. grüne Themen waren für viele noch weniger relevant als bei der letzten Wahl. Erkennbar ist ein größer werdendes Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit, dem die gegenwärtig in Regierungsverantwortung stehenden Parteien aus Sicht der meisten Wähler nicht mehr hinreichend nachkommen. Insbesondere für Unternehmer ist Planbarkeit wichtig. Dann gibt es noch den „einfachen Bürger“, der jeden Tag wie ein Uhrwerk funktionieren muss, weder einen angesehenen Posten innehat noch Talente oder spektakuläre Qualifikationen vorweisen kann. Ein erheblicher Teil fühlte sich nicht angesprochen.
Große Unterschiede gibt es bei der Wahrnehmung von Problemen und Bedrohungen: Die steigenden Asylzahlen werden in Gera eher als Krise empfunden als die klimatische Situation. Das bekommen besonders die Grünen zu spüren. An den Haltestellen sprechen die Wartenden darüber, welche Fahrten sie meiden wollen, weil sie sich unter zu vielen Fremden aus südlichen Ländern unwohl fühlen. In einigen Geraer Unternehmen wurden sogar die Arbeitszeiten entsprechend angepasst. Über die Gera-Arcaden heißt es, sie hätten sich zu einem Tollhaus entwickelt. Sicherheitskräfte, die aussehen, als stünde ein großer Kampfeinsatz bevor, verstärken das Unbehagen. Es mehren sich die Empfehlungen, doch lieber nach Jena in die Goethe-Galerie zu fahren — und das nicht etwa aus Angst vor Heinrich dem XIII. und seinen Leuten.
Damit ist der Begriff Vielfalt für viele negativ konnotiert. Die drohende Moralkeule von SPD, Linken und Grünen, wenn jemand ausspricht was er denkt, kostet die Parteien Punkte und macht die Menschen nur noch wütender, wovon wiederum die AFD profitiert und im Stadtrat nach derzeitigem Stand drei Sitze hinzugewinnt, während ihr Oberbürgermeisterkandidat nur den dritten Platz belegt. Denn im Vordergrund steht hier der scharfe Kurs in eine andere Richtung. Die einzelne Person ist weniger relevant.
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