BALLETTGALA IN GERA UND EISENACH

Zu sehen sind Andris Plucis und Silvana Schröder. (Bild I: Michael Reichel; Bild II: Ronny Ristok)

Silvana Schröder und Andris Plucis leiten mit dem Thüringer Staatsballett und dem Ballettensemble des Landestheaters Eisenach zwei der großen Ballettcompagnien in Thüringen. Unter dem Motto „Thüringen tanzt“ richten beide Ensembles am 9. Mai in Gera und am 17. Mai in Eisenach eine gemeinsame Ballettgala mit dem Titel „Thüringen tanzt!“ aus. Das Theater sprach mit beiden über die Gala und darüber, wie die Choreografien entstanden sind.

Worauf kann sich das Publikum in der Gala besonders freuen?

Schröder: Das Publikum kann sich auf einen sehr abwechslungsreichen Gala-Abend freuen. Das Ballettensemble des Landestheaters Eisenach zeigt Ausschnitte dreier unterschiedlicher Werke, die die unterschiedlichsten Qualitäten der Kompanie demonstrieren: „Chaconne“, „Paris, Paris“ und „The Bach Project“. Das Thüringer Staatsballett wird den Ballettabend „Corpus“ in verkürzter Fassung präsentieren. Gemeinsam werden wir uns auf eine spannende, vielseitige und tänzerische Reise auf der Bühne begeben.

Wie sind Sie an Ihre Kreationen herangegangen? Was kommt zuerst, die Idee oder die Musik?

Schröder: „Corpus“ ist eine Inszenierung, die noch während der Pandemiezeit entstand. Und genau diese Zeit war es auch, die mich zu diesem Stück inspirierte. Es geht um den Kreislauf des Lebens im Einklang mit der Natur. In diesem Fall war zuerst die Idee da, dann kam die Musik.

Plucis: Die Herangehensweisen sind niemals die gleichen. Bei „Chaconne“ war es jedoch eindeutig die Musik Johann Sebastian Bachs. Bei „The Bach Project“ ist es die zeitgenössische Auseinandersetzung mit Bach.

Wie würden Sie Ihre charakteristische Handschrift in den Choreografien beschreiben?

Schröder: Meine choreografische Handschrift richtet sich je nach Thema und Aussage. Ich kann sowohl klassische, als auch neoklassische und moderne Stücke entwickeln. Aber trotz der Unterschiedlichkeit und Herangehensweise steckt überall eine Portion Silvana drin.

Plucis: Das ist aus der eigenen Perspektive immer schwierig einzuschätzen – ich überlasse diese Frage gern dem Publikum.

Worin sehen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ihren Kompanien?

Schröder: Die Gemeinsamkeit ist die Liebe zum Tanz. Unterschiede gibt es somit nicht. Außer vielleicht durch die vorhandene Struktur und deren Möglichkeiten an einem Haus.

Plucis: Ich glaube, dass sowohl Silvana Schröder als auch ich immer dem Versuch unterliegen Brücken, zum Publikum aufzubauen. Das geht manchmal mit bekannten Titeln, manchmal auch mit ungewöhnlicheren Herangehensweisen. Ich denke, dass wir beide, was das angeht, vieles ausprobiert haben über die Jahre.

Tauscht man sich unter den Ensembles regelmäßig aus und schaut, was der andere so macht?

Schröder: Wir sind immer mal im Austausch. 2018 fand bereits eine gemeinsame Gala statt.

Plucis: Als zwei der Ballettkompagnien in Thüringen schätze ich den Austausch sehr und habe die Zusammenarbeit immer als einen sehr fairen und schönen Umgang miteinander erlebt.

Wie sieht bei Ihnen ein typischer Arbeitstag als Ballettdirektor:in/Choreograf:in aus. Halten sich Verwaltungsaufgaben und Proben mit den Balletttänzer:innen in der Waage?

Plucis: Verwaltungsaufgaben sind mittlerweile fast schon Routine geworden und dann meist schnell erledigt. Dazu kommt die Programmplanung, die am Theater schon immer sehr früh geschehen muss. Wenn ich choreografiere, dann findet die wichtige Arbeit natürlich im Ballettsaal statt. Was auch nicht zu unterschätzen ist, ist die Ensemble-Pflege: eine gute Atmosphäre zu schaffen, auch mal den einen oder anderen Konflikt zu lösen oder Kompromisse einzugehen. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl.

In verschiedenen Formaten geben Sie Tänzer:innen Ihrer Ensembles die Möglichkeit, sich selbst choreografisch ausprobieren zu können. Warum ist Ihnen das wichtig?

Schröder: Auch ich bekam einst das Vertrauen und die Unterstützung von Lehrkräften, Choroegraf:innen und Ballettdirektor:innen mich selbst choreografisch ausprobieren zu dürfen. Es war schon immer mein Wunsch, dieses Geschenk mal weitergeben zu dürfen an eine neue Generation.

Plucis: Das empfinde ich als einen wichtigen Baustein des Spielplans, der sich als „Junge Choreograf:innen“ schon seit Jahren regelmäßig im Programm wiederfindet. Als Tänzer:in ist es immer interessant die Seiten zu wechseln und die Möglichkeit zu haben seine Ideen umzusetzen. Auch das Publikum freut sich frische Ideen zu sehen.


Andris Plucis, geboren 1959 in Zürich erhielt seine Ballettausbildung zunächst in der Ballettschule der Wiener Staatsoper und später an der Royal Ballet School in London. Von 1977 bis 1985 arbeitete Andris Plucis als Tänzer an der Oper Bonn und an den Städtischen Bühnen Frankfurt. Als jüngster Ballettdirektor Deutschlands übernahm er 1985 die Companie des Stadttheaters Gießen. Von 1988 bis 1991 war Andris Plucis Ballettdirektor am Stadttheater Würzburg. Der Würzburger Zeit folgte ein Engagement als Ballettdirektor am Staatstheater Darmstadt, wo er choreografische Arbeiten wie „Letzte Sonne“, „Peter Iljitsch“, „Die große Reform“ und „Peter Pan“ verwirklichte. Andris Plucis wurde Ballettdirektor am Landestheater Coburg. Im Jahre 1998 trat er ein Engagement als Ballettdirektor und Chefchoreograf am Theater Ulm an, wo er bis 2009 engagiert blieb. Seit 2009 ist Andris Plucis Chefchoreograf und Leiter des Balletts Eisenach, seit der Spielzeit 2018-2019 auch Künstlerischer Leiter des Landestheaters Eisenach.

Silvana Schröder wurde 1969 in Finsterwalde geboren. Nach einer achtjährigen Tanzausbildung an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden trat sie ihr erstes Engagement 1987 im Ballettensemble der Bühnen der Stadt Gera an, wo sie ab 1988 Solotänzerin in verschiedenen Hauptrollen war. Im Jahr 1989 begann Schröder ihre nebenberufliche Ausbildung als Choreografin an der Hochschule für Schauspielkunst und Regie „Ernst Busch“ in Berlin. Ab 1991 war sie außerdem am Ballett der Oper Leipzig tätig. 1995 kehrte Silvana Schröder schließlich nach Gera zurück, wo sie als Solistin engagiert war. Von 2000 bis 2003 war sie am Theater Altenburg-Gera Ballettdirektorin und Chefchoreografin, bevor sie acht Jahre lang freiberuflich als Choreografin und Opernregisseurin arbeitete. In der Spielzeit 2011/2012 wurde Silvana Schröder wieder Ballettdirektorin und Chefchoreografin am Theater Altenburg Gera. Während dieser Zeit erarbeitete sie abendfüllende Ballettabende mit dem Ensemble und den seit 2018/2019 existierenden Nachwuchstänzerinnen und -tänzern des Elevenprogramms des Thüringer Staatsballetts.

QUELLE: THEATER ALTENBURG GERA GGMBH

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