Charakteristisch für die Jenaer Umgebung sind die verhältnismäßig hohen Berge mit ihren weißen Muschelkalkwänden am Rande des Saaletals. Ein beliebtes Wanderziel ist der Jenzig. Mit seinen 385 Metern NHN zählt er zu den höchsten Bergen in dem Gebiet. Zu Fuß benötigt man etwa eine halbe Stunde bis zum Gipfel, auf dem sich ein Berggasthaus befindet. Auf dem Weg dorthin informieren viele Schautafeln über die Entstehung der Landschaft, dem damaligen Klima sowie die Flora und Fauna:
Die Form der markanten Berge wird durch ihren geologischen Aufbau bestimmt. Bei den Steinen handelt es sich um Ablagerungen aus dem Erdzeitalter Trias. Sie sind etwa 240 Millionen bis 230 Millionen Jahre alt.
Der flache Sockel des Jenzig besteht aus Gips und Tonsteinen des Oberen Buntsandsteins (Rot-Formation), der steile Gipfel aus dem Unteren Muschelkalk (Jena-Formation). Auf den 200 Höhenmetern vom Saale-Niveau zum Gipfel durchquert man etwa drei Millionen Jahre Erdgeschichte. Landschaft und Klima zur damaligen Zeit lassen sich heute aus Ablagerungen rekonstruieren.
In dem damaligen Muschelkalkmeer, das nach Süden hin zum Urozean Tethys überging, lebten Muscheln, Schnecken, Seelilien und Armfüßer. Es hatte eine Tiefe von bis zu einhundert Metern. Die Schalen der Tiere verblieben auf dem Meeresgrund und reicherten sich dort im Laufe der Zeit an. Die Bedingungen im Muschelkalkmeer waren vermutlich mit denen der Karibik vergleichbar. Meist wurde Schlamm sedimentiert, seltener Ooide. Im Buntsandstein herrschten vorwiegend festländische Bedingungen mit Flüssen, Dünen und Seen in einer wüstenhaften Landschaft. Bei der Ablagerung der Oolithbänke wurde das Meer sehr flach und fiel teilweise trocken. Darauf weisen gelbe Kalke und flache Rinnen hin.
Das Muschelkalkmeer war sehr warm und sehr salzig. Thüringen lag vor 240 Millionen Jahren am Rande des Superkontinents Pangaea auf 30 Grad nördlicher Breite, also etwa auf dem gleichen Breitengrad wie heute die Bahamas. In der Trias waren alle Kontinente zu einem Großkontinent vereinigt. Die Wüsten erreichten enorme Ausmaße.
Häufig wurde das Muschelkalkmeer von Stürmen heimgesucht, die aus Richtung der Tethys kamen. In der dabei entstehenden Brandung und dem aufgewirbelten Schlamm starben zahlreiche Muscheln, Schnecken und Seelilien. Die Schalen der Weichtiere und die Stielglieder der Seelilien wurden ausgespült und zu Lagen angereichert, die man noch heute in den Felswänden sehen kann. Es gab aber auch größere Tiere wie Flossenechsen der Gattungen Placodus und Sauropterygia. Sie wurden zwei bis drei Meter lang. An Land lebten Echsen wie die Chirotherien mit einer Länge von etwa 1,2 Metern. Die riesigen Dinosaurier waren auch in ihrer Blütezeit eher selten und nur an bestimmten Orten der Erde zu finden.
Einige Schichten wie die sogenannten Sturmlagen sind innerhalb weniger Stunden entstanden. Der feinkörnige Wellenkalk hingegen, bestehend aus winzigen Kalkteilchen und Ton, welche sich auf dem Meeresgrund ablagerten, benötigte hingegen wesentlich mehr Zeit. In einem Jahr lagerten sich nur 0,01 Millimeter ab. Im Zeitraum von 1000 bis 3000 Jahren kam eine Schicht von nur zehn Zentimetern zustande.
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