War es eine Ermunterung zur Aufnahme von Friedensgesprächen oder hat jeder den jeweils anderen für seine Zwecke benutzt? Die Meinungen zum Carlson-Putin-Interview in Moskau gehen weit auseinander. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einer völlig absurden Geschichte, die Putin erzählt habe.
Einige glauben ohnehin, der amerikanische Journalist Tucker Carlson wolle mit seinem Schaffen die jetzige US-Politik unter Joseph Biden als gefährlichen Irrweg erscheinen lassen, damit sich die Wähler schließlich für Donald Trump entscheiden.
Vermittelt wurde jedenfalls folgendes Bild bei dem Gespräch zwischen Carlson und Putin: Das Minsker Abkommen war eine Hinhaltetaktik, um die Ukraine militarisieren zu können, und Boris Jonson hat ein Friedensabkommen auf Geheiß der Biden-Regierung zunichte gemacht.
Tucker Carlson meinte, Putin verbringe eindeutig viel Zeit in einer Welt, in der er sich nicht erklären müsse und sei durch die Ablehnung des Westens sehr verwundet. Er habe seinen Fall zwar nicht kohärent dargelegt, so Carlson, doch er glaubt, verstanden zu haben, worum es Putin wirklich ging. Seine US-Regierung mag Russland nicht, ist er überzeugt. „Ich glaube, wie viele Russen hat er erwartet, dass das Ende des Kalten Krieges eine Art Einladung Russlands nach Europa sein würde”, beschreibt Carlson seine Vermutung. Obwohl Russland nach Einschätzung Carlsons keine expansionistische Macht sein kann und nur die eigenen Grenzen sichern will, sieht er die Nato als eine Organisation an, die Russland einzudämmen versucht. Wird Putin abgesetzt, passiert in Russland dasselbe wie in Libyen, Irak und Afghanistan, ist er überzeugt und warnt vor einem Chaosstaat mit Atomwaffen.
Die Frage ist nun, ob das Interwiew die Menschen in den USA wirklich bewegt oder nur die Medienschaffenden. Tucker Carlson scheint jedenfalls beeindruckt von Moskau. Beim „World Government Summit” in Dubai sagte er:
Moskau macht einen angenehmeren Eindruck als jede andere Stadt in den Vereinigten Staaten. Es war ein Schock für mich, dass Moskau, wo ich noch nie zuvor war, die größte Stadt Europas mit 13 Millionen Einwohnern, viel schöner war als jede andere Stadt in meinem Land. Ich hatte keine Ahnung davon. Es ist viel sauberer, sicherer und ästhetisch ansprechender. Die Architektur, das Essen und die Dienstleistungen sind besser als in jeder anderen Stadt in den USA.
Einer der aufschlussreichsten Aspekte sei die Metro gewesen. Wenn man nicht mit der U-Bahn fahren könne, wie in New York, weil es zu gefährlich sei, beginne man sich zu fragen, was der Zweck von Führung sei. Will Tucker Carlson also genau dies erreichen und Einfluss auf das Wahlverhalten nehmen? Möglicherweise hat Wladimir Putin dasselbe Interesse, weil die Ukraine nicht mehr von den USA unterstützt würde, sollte Donald Trump Präsident werden.
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