In Deutschland wird das Gespräch zwischen Tucker Carlson und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin überwiegend negativ kommentiert. Es fand statt am 6. Februar 2024 und wurde am 9. Februar 0 Uhr Mitteleuropäischer Zeit sowohl auf „https://tuckercarlson.com/” sowie über „X” veröffentlicht.
- Tagesschau: „Die Putin-Verstehen-Show”
- Der Spiegel: „Propaganda-Geschenk für den Kremlchef zur rechten Zeit”
- Frankfurter Rundschau: „Tucker Carlson drohen Sanktionen wegen Putin-Interview”
- Die Zeit: „Putins vergiftete Friedensbotschaft”
- Die Welt: „Die Märchenstunde von Moskau”
- FAZ: „Wladimir Putin lenkt das Gespräch geschickt”
- ZDF: „Carlon als ’nützlicher Idiot‘?”
- Tagesspiegel: „Putins Propaganda-Stunde”
- Deutschlandfunk Kultur: „Desinformation aus Moskau”
- BR: „Kaum Kritik, ausweichende Antworten”
- Capital: „Putin wirft der CIA die Sprengung von Nord Stream vor — und preist Donald Trump”
Die Wirkung, welche sich Carlson mit Blick auf seine Zuschauer erhofft hatte, ist bislang ausgeblieben, was nicht zuletzt an der Gesprächszeit liegt. Zielgruppe der Plattform „X” sind Nutzer, die an kurzen Nachrichten, Einwürfen und Kommentaren interessiert sind, nicht an einer zweistündigen Sitzung, für deren Einordnung man tieferes Hintergrundwissen benötigt. Die breite Masse in den USA wird er damit nicht erreichen, zumal da ohnehin nichts neues gesagt wurde. Seine Kritiker nehmen sich aber die Zeit, das Video zu sezieren.
Worum geht es inhaltlich? Zunächst spricht Putin über die Geschichte Russlands und der Ukraine, dann über die Nato-Erweiterung, Bill Clinton, über die Ukraine und den Auslöser des Konflikts, eine mögliche friedliche Lösung, über die Sprengung der Nord-Stream-Leitung, die Wiederaufnahme der Gespräche mit den USA, über die Macht von Selenski, dann über Elon Musk und die künstliche Intelligenz sowie über den inhaftierten US-Journalisten Evan Gershkovich.
Tucker Carlson interessierte vor allem, was genau der Auslöser für den Einmarsch in die Ukraine war und warum sich Putin erst 22 Jahre nach seinem ersten Amtsantritt dazu entschied, weil viele der vorgebrachten Gründe schon länger zurückliegen. Eine einfache Antwort gab der russische Staatspräsident nicht. Putin erzählte mehrmals von nicht gegebenen Garantien und dem Putsch. Ein Problem sei der Assoziierungsvertrag gewesen, weil Russland und die Ukraine eine Freihandelszone mit offenen Zollgrenzen und einem großen Handelsvolumen waren. Die Ukraine hätte im Rahmen dieser Assoziierung ihre Grenzen nach Europa öffnen müssen, wodurch der russische Markt überflutet worden wäre. Als der ukrainische Präsident Janukovič mit seiner Unterschrift zögerte, begann die vom Westen unterstützte Opposition mit ihren zerstörerischen Schritten, meinte Putin. Seine Ziele in der Ukraine habe er auch noch nicht vollständig erreicht. Konkret sprach er von einer Entnazifizierung, offenbar in der Erwartung, dass Carlson diesen Begriff aufnimmt und nachfragt, was er letztendlich tat. Mit dieser und weiteren Taktiken konnte Putin geschickt bestimmen, an welcher Stelle das Gespräch vertieft wird. Später, als es darum ging, wie der Krieg beendet werden könne, sagte Putin allerdings, die USA müssten aufhören, Waffen zu liefern. In ein paar Wochen würde es dann vorbei sein. Alles könnte so gedeutet werden, dass sich Putin einen scheinbar neutralen, aber in seinen wesentlichen Punkten pro-russisch ausgerichteten ukrainischen Staat wünscht.
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