Was will der Südwestrundfunk mit diesem Beitrag bezwecken? In der Reihe „Vollbild”, die mit ihrem Titel suggeriert, es gehe um die ganzheitliche Betrachtung eines bestimmten Themas, erschien am 30. Januar 2024 eine Reportage mit dem Titel „Rache für Corona — wie weit gehen radikale Impfgegner?”
Wer eine Suche nach den Ursachen der Radikalisierung erwartet, wird allerdings böse enttäuscht. Es geht darum, Ängste zu schüren und Etiketten zu verteilen, in dem man nach den radikalsten Äußerungen recherchiert und sie als Beleg für die Gefährlichkeit eines bestimmten Personenkreises heranzieht. Dabei geht man sehr suggestiv vor, sodass der Zuschauer am Ende nicht mehr unterscheiden möchte zwischen jenen, die nur die Corona-Impfungen ablehnen, zwischen generellen Impfgegnern und solchen, welche Maßnahmen hinterfragen, oder solchen, die bezweifeln, dass es überhaupt eine Pandemie gab. Sie alle nimmt er nach dem halbstündigen Beitrag nicht nur als eine gefährliche, unberechenbare Gruppe war, sondern auch als staatsfeindlich. Genauso ist die scheinbar investigative Reportage angelegt.
Damit zeigt der Südwestrundfunk, dass er an einer Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen nicht wirklich interessiert ist, obgleich ein anderer Eindruck erweckt werden soll. Wäre er das, hätte er nämlich auch das Vorgehen de ÖRR während der Corona-Zeit reflektieren müssen. Da gab es zum Beispiel Kommentare, die eher an Hetze erinnerten, und Berichte, die so fragwürdig waren, wie man es sich früher hätte kaum vorstellen können. Vielleicht hat sich die Eskalationsspirale gerade deswegen so weit drehen können.
Äußerungen wie die des Gesundheitsministers von einer nebenwirkungsfreien Impfung wurden nicht hinterfragt. Was könnten diese bei Leuten ausgelöst haben, die anschließend tatsächlich mit Nebenwirkungen zu kämpfen hatten und vielleicht noch heute darunter leiden? Es wurde nicht unterschieden zwischen Menschen, die mit oder an Covid-19 starben. Es wurde bewusst Angst geschürt, indem man die Zahlen der Corona-Opfer aufsummierte und sie nicht ins Verhältnis zu den üblichen Sterbezahlen setzte. Und es wurde verschwiegen, dass das durchschnittliche Alter der Covid-19-Toten über der durchschnittlichen Lebenserwartung lag.
Statt nach Erklärungen zu suchen, spricht man verallgemeinernd von einer „Corona-Leugner-Szene”, die besessen ist von möglichen Schäden durch die Corona-Impfung. Zu beachten ist der raffinierte Schnitt am Beginn des Beitrages: Der Schuss des SEK-Beamten ist geschickt platziert und entfaltet eine beängstigende Wirkung, zusammen mit der Frage: „Wie weit geht die Rache der Corona-Impfgegner?”
Investigativer Journalismus heißt für den SWR: „Wir tauchen ein, in eine Szene, die besessen zu sein scheint, von möglichen Schäden durch die Corona-Impfung.” Gefahndet wird dann nach den radikalsten Äußerungen. Seltsam ist nur, warum die Recherchen nicht bereits bei den geschwärzten Impfstoffverträgen und den Produktionsverfahren beginnen, also weit oben in der Verkettung von Ursache und Wirkung. Stattdessen geht der SWR zu Menschen, die ursprünglich nur „nein” zu dieser Impfung gesagt hatten, was vielfach nicht akzeptiert wurde, und möchte nun „investigativ“ recherchieren, wie sie sich radikalisiert haben, um andere damit in Furcht zu versetzen. Dafür wäre eher die Bezeichnung „perfider Journalismus“ treffend.
Zweifellos wird hier mittels „Framing” auf die Wahrnehmung eingewirkt: Wer mit einem Menschen zu tun hat, der die Corona-Impfungen ablehnt, soll ihn als gesellschaftliches Risiko ansehen — als jemanden, der möglicherweise nach Rache sinnt und auch von einer Waffe Gebrauch machen könnte. Vielleicht
Die Vorgehensweise ist immer dieselbe, wenn man Kritiker ausgrenzen möchte: Man stellt die gesamte Bandbreite der Skeptiker als eine Gruppe dar, holt die skurrilsten Vertreter vor die Kamera, und zeigt anschließend kriminelle Auswüchse. So kann man sich anschließend an verschiedenen Symptomen abarbeiten und muss sich nicht inhaltlich mit der Kritik befassen.
Ganz am Ende des Beitrages wird noch angedeutet, dass es ja die vielen „Corona-Leugner” und „Impfgegner” sind, welche die gesamtgesellschaftliche Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen erschweren. Denn ihnen gehe es in Wahrheit gar nicht um Corona. Sie seien vielmehr gegen den Staat und die Demokratie.
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