Können Lieferroboter Menschen in ihrem Alltag sinnvoll unterstützen? Wie müssen diese beschaffen sein, um von Passanten akzeptiert zu werden? Und wird ein solches Angebot überhaupt angenommen? All diesen Fragen ist das von der TAG Wohnen initiierte Pilotprojekt „Robots are in town“ nachgegangen, das im vergangenen Jahr für etwas sechs Monate in Lusan durchgeführt wurde. Ziel war es dabei, eine neue Form der Warenzustellung zu erproben, bei der ein Lieferroboter mit dem Namen „Robbie“ die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils bei ihrem Einkauf unterstützte. Bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag, den 30. Januar 2024, wurden in der Begegnungsstätte Eichenhof nun die Ergebnisse der ersten Projektphase von Prof. Dr. Frank Schrödel von der Hochschule Schmalkalden, Prof. Dr. Sebastian Zug von der Technischen Universität Freiberg und Professor Felix Wilhelm Siebert von der TU Dänemark präsentiert.
Das Fazit das Projektteams fällt dabei sehr positiv aus: „Robbie“ habe seine Sache gut gemacht, wurde auch von vielen älteren Menschen als Unterstützungsangebot angenommen und hat vor allem viele Daten geliefert, die für die weitere Entwicklung eines solchen Mobilitätsangebots wichtig sind. Dazu gehören vor allem folgende Aspekte: Wie schnell darf so ein Lieferroboter auf dem Gehweg fahren, um von Fußgängern nicht als unangenehmer Weggefährte wahrgenommen zu werden? Wie viel Abstand muss er zu Menschen einhalten? Wie bewältigt er die verschiedenen Geländetypen? Und wie reagiert er auf Hindernisse? Kinderwägen, Restaurantstühle oder auch eine über den Weg gespannte Hundeleine wurden als Beispiele genannt.
Oberbürgermeister Julian Vonarb, der gemeinsam mit Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele vor Ort war, zeigt sich von dem Projekt beeindruckt: „Es ist wirklich erstaunlich, was moderne Technik heute bereits alles möglich macht. Den Einkauf via App bestellen und dann vollautomatisch von einem Roboter nach Hause bringen lassen – wir kennen so etwas aus Filmen, doch ‚Robbie‘ hat aus dieser Science Fiction in Gera Realität werden lassen. Vor allem für Seniorinnen und Senioren oder auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen können solche Lieferroboter zu einer echten Erleichterung im Alltag werden. Sie sind eine innovative Möglichkeit, um länger ein selbstbestimmtes Leben zu führen und damit auch die eigene Lebensqualität zu steigern. Es freut mich daher sehr, dass die Geraerinnen und Geraer dem Projekt so ausgeschlossen gegenüberstehen“, so das Stadtoberhaupt. Dass mit „Robbie“ ein weiteres Mal in Gera an der Mobilität der Zukunft geforscht werde, sei ein echter Gewinn für die Menschen der Stadt.
Seine Erfahrungen machte der kleine Lieferroboter auf einer zirka 700 Meter langen Teststrecke, die vom Eichenhof zur Rewe-Scholz-Filiale in der Zeulsdorfer Straße und zurück führte. Sobald eine entsprechende Bestellung ausgelöst wurde, hat sich „Robbie“ auf den Weg gemacht, um die Waren abzuholen. Begleitet wurde er dabei von Studierenden der Hochschule Schmalkalden, die den Roboter nicht nur in seiner Interaktion beobachteten, sondern auch Passanten nach ihrer Wahrnehmung befragten. Konfliktsituationen, beispielsweise wenn „Robbie“ Menschen zu nah kam oder sie erschreckte, wurden anschließend im Projektteam ausgewertet. Im Rahmen des Projekts war neben „Robbie“ zeitgleich auch im sächsischen Freiberg ein Lieferroboter im Einsatz, der über deutlich größere Räder verfügt und optisch eher an ein kleines Baufahrzeug erinnert. Beide Roboter sind mit Sensoren und Kameras ausgestattet, um die Umgebung zu erfassen und die Interaktionen mit Menschen zu koordinieren. Die während der ersten Phase gesammelten Daten, die sich auf mehrere Terabyte erstrecken, werden nun von den verschiedenen Hochschulen analysiert, um daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen, wie die kleinen Lieferroboter weiter verbessert werden können.
Neben der TAG Wohnen und den beiden Hochschulen gehören auch die Caritas sowie Rewe Scholz zu den Projektpartnern. Das städtische Amt für Tiefbau und Verkehr unterstützte dabei, die baulichen Voraussetzungen für den Lieferroboter zu schaffen. So wurde z. B. eine notwendige Bordstein- und Gullideckelabsenkung im Bereich Eichenstraße/Ecke Ahornstraße vorgenommen – ein weiterer durch das Projekt erzielter dauerhafter Mehrwert für die Bewohner vor Ort. Breite Unterstützung erhält das Projektteam zudem vom Thüringer Umweltministerium und dem Thüringer Verkehrsministerium. Mit einer Summe von rund 100’000 Euro wird die Umsetzung zudem durch das Förderprogramm „mfund“ vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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