NATURKUNDLICHES SAMMELN IM WANDEL DER ZEIT

Der Rote Paradiesvogel Paradisaea rubra aus Neuguinea wurde im 19. Jahrhundert als Kolonialware intensiv gesammelt, um daraus Hutschmuck zu fertigen. (Bild: Stadtverwaltung)

Das Museum für Naturkunde in Gera präsentiert mit „Früher Sammler, heute Nerd“ eine neue Sonderausstellung. Dabei geht es um das Sammeln an sich, denn die Menschen begannen ihre historische Existenz als Jäger und Sammler. Das Auflesen von Nahrung oder Materialien für die Werkzeugherstellung war überlebenswichtig. Doch schon in der Steinzeit ging das Sammeln von Rohstoffen und Ideen über die primäre Versorgung hinaus, wie man anhand früher Schatzkammern, gefüllt mit steinernen Venus-Figurinen, erkennen kann. Psychologen sprechen von einem der Individualentwicklung aller Menschen eigenen Bedürfnis. Sammeln bedeutet Abstrahieren, Ordnen, Begreifen. Das Systematisieren vorgefundener Objekte schafft Übersicht in der Vielfalt und trägt zum Verständnis der uns umgebenden Lebenswelt bei.

Die Ausstellung widmet sich dem Sammeln und Bewahren naturwissenschaftlicher Objekte früher und heute. Welche Motivation stand hinter den Sammlern, in welcher Art und Weise entstanden ihre Kollektionen? Anhand von Sammlungen des Hauses wird deutlich, dass sie die Grundlage für Erkenntnisse der natur- und erdgeschichtlichen Vielfalt der Region und darüber hinaus lieferten. Ihre Pflege, Erweiterung und forschende Nutzung ist im Angesicht des weltweiten Artensterbens wichtiger denn je. Die Sammler von gestern finden ihre Nachfolger in den Nerds von morgen.

Neugierige erwartet im historischen Barockzimmer eine breite Palette von Mineralen, Gesteinen und Fossilien im Kontext der Biografien ihrer Sammler – von Bürgern Geras aus der Goethe-Zeit bis hin zu aktuellen Methoden der Präparation und Restauration. Im Foyer verweisen Paradiesvögel und Großwild-Trophäen aus der deutschen Kolonialgeschichte auf den Raubbau an der Natur aus Prestigegründen. Historische Insekten-, Pflanzen- und Pilzsammlungen können mit ihren modernen, wissenschaftlich geführten Pendants verglichen werden, indem die dahinterliegende Motivation, die verwendeten Mittel und Methoden sowie deren Ergebnisse präsentiert werden. Ein kleiner Exkurs zeigt den individuellen Werdegang vom Kastaniensammeln in der Kindheit über klassische Fehler und Irrtümer der ersten Amateursammlung bis hin zur Professionalisierung. Es werden großformatige FAQ, also häufig gestellte Fragen, zu Sinn und Nutzen privaten und wissenschaftlichen Sammelns in der heutigen Gesellschaft beantwortet und so mehr Mut zur „Nerdiness“ im positivsten Sinne gemacht.

Die Mitarbeiter des Museums für Naturkunde haben die Ausstellung in Handarbeit aus größtenteils eigenen Magazinbeständen gestaltet und mit umfangreichen Hintergrundwissen aus Historie und Gegenwart ergänzt. Nach der Eröffnung durch den Kulturamtsleiter Felix Eckerle am 26. Januar 2024 um 18 Uhr steht sie dem Publikum bis zum 11. August 2024 jeweils dienstags bis sonntags von 11 Uhr bis 17 Uhr offen.

QUELLE: STADTVERWLTUNG

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