DIE ARMBRUST VOM SCHLOSS OSTERSTEIN

Die im Stadtmuseum ausgestellte Armbrust gehörte zum Bestand des Schlosses Osterstein. (Bild: Stadtverwaltung/Konrad Kessler)

Im Sommer des letzten Jahres konnte das Stadtmuseum mit Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei, des Fördervereins Stadtmuseum Gera und der Gästeführer Region Gera e. V. bei einer Auktion eine Armbrust aus dem Besitz der Fürsten Reuß jüngerer Linie erwerben. Diese gehörte zum Bestand des Schlosses Osterstein und lässt sich im alten Inventarbuch der Waffensammlung nachweisen. Glücklicherweise wurde sie, wie viele bewegliche Objekte, während des Zweiten Weltkriegs durch das Fürstenhaus ausgelagert. So überstand sie die Bombardierung und den Brand der Geraer Residenz am 6. April 1945. Mit der Enteignung des Fürstenhauses kam die Jagdwaffe 1946 in die Sammlung der Städtischen Museen Gera. Als Leihgabe wurde sie ab 1957 im Kreisheimatmuseum Leuchtenburg gezeigt und verbliebt dort für fast 60 Jahre bis zur Rückübertragung an die Familie Reuß 1997 und Rückgabe 2015.

Bis ins 17. Jahrhundert war die Armbrust die Königin der Jagdwaffen. Auf den Schlachtfeldern hatte sie, davor gefürchtet und zweitweise sogar vom Papst im Einsatz gegen Christen gebannt, mit dem ausgehenden Mittelalter an Bedeutung verloren. Mochte der laute Knall und Pulverdampf der Feuerwaffen zwar manchen Gegner auch ungetroffen in die Flucht jagen, taugten sie doch nicht für die Pirsch in Wald und Flur. Auch die umständliche Handhabung der glimmend zu haltenden Lunte und die geringe Treffsicherheit der frühen Handbüchsen sicherten der Armbrust ihre Vormachtstellung als jagdliche Fernwaffe. Die Entwicklung neuer Schloßsysteme, des Rad- und des Steinschlosses, leiteten aber auch hier die Verdrängung zur sportlichen Traditionswaffe und zum Schauobjekt ein. In die Zeit dieses Transformationsprozesses fällt auch die Herstellung des erworbenen Stückes. Auf der Kolbenplatte finden sich sowohl die Datierung 1685, als auch die Buchstaben DL, wohl das Kürzel des darüber hinaus unbekannten Herstellers.

Für eine herrschaftliche Waffe dieser Epoche ist der Holzschaft fast schon spärlich mit gravierten Beinintarsien geschmückt. Sie tragen einfache florale Motive und eine größere Platte an der Wangenauflage zeigt einen springenden Hirsch. Die Waffe besitzt ein feinjustierbares Visier und Abzug mit Stecher. Dieses System zur Verringerung des Abzugswiderstands fand auch bei jagdlichen Feuerwaffen Verwendung.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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