HOCHWASSER — EIN NEUES KONZEPT IST NOTWENDIG

In Thüringen ist an sechs Stellen die erste Hochwasserwarnstufe erreicht worden. Gleichzeitig spitzt sich die Situation im Nordwesten Niedersachsens zu. Die Böden sind gesättigt und können kein weiteres Wasser mehr aufnehmen. Der Deutsche Wetterdienst warnt wieder vor ergiebigem Dauerregen, insbesondere in Südthüringen und im Harz.

Was die Ursachen angeht, gibt es verschiedene Standpunkte. Einige sehen durch das Hochwasser den Klimawandel bestätigt, für andere ist es schlicht eine Folge des Dauerregens. Manche Landwirte sprechen von maroden Dämmen und einem falschen Wassermanagement an den Talsperren.

Das eigentliche Problem dürfte aber die Gestaltung und Nutzung der Flächen sein. Etliche Flüsse sind in schmale Betten gezwängt und haben durch die Flankierung mit Dämmen kaum Platz. Sie können sich dadurch nicht mehr so ausbreiten, wie es in einer natürlichen Landschaft bei heftigem Regen oder einer Schneeschmelze der Fall wäre.

Stark schwankende Wasserstände waren ursprünglich der Normalzustand; unsere heutige Landschaft ist deshalb an vielen Stellen geprägt von Auswaschungen und Ablagerungen. Im Flachland gab es einst zahlreiche Auen, Mäander und Moore. Häufig wechselten die Flüsse dort ihren Lauf. Heute sind die versiegelten Flächen so groß wie nie zuvor. Das Flachland ist fast ausschließlich der Landwirtschaft vorbehalten. Doch auch Felder haben keine sehr großen Speicherkapazitäten. Das Wasser fließt dort ebenfalls verhältnismäßig schnell ab und gelangt kaum in tiefere Bodenschichten.

Die Urbarmachung von Land bedeutet nämlich im Grunde auch, dass es der Mensch für sich allein beansprucht und entsprechend umgestaltet. Ist ein bestimmtes Maß überschritten, hat das in mehrerlei Hinsicht negative Auswirkungen. Auf die Verhältnismäßigkeit kommt es an. Der Gedanke, die nicht kultivierte Natur sei nutzlos, ist noch immer sehr verbreitet. Dabei schafft erst sie die wahre Lebensgrundlage. Gefragt sind deshalb neue Konzepte für die Flächenplanung und Bebauung, um der Natur wieder mehr Raum zu geben. Richtig ist deshalb die Schaffung von Retentionsflächen, die es der Natur gleichzeitig erlauben, sich zu entfalten. Das fördert auch die Artenvielfalt.

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