Vom 18. bis 19. November 2023 hatte das Museum für Naturkunde der Stadt Gera die 37. international ausgerichtete Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft „Feldherpetologie und Artenschutz“ der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.) zu Gast. Der Dachverband beschäftigt sich mit der Wissenschaft von Amphibien und Reptilien und ihren Schutzbelangen. Nach einem geselligen Kennenlernabend am Freitag fanden sich am Samstag die knapp einhundert Teilnehmer aus Deutschland und den Schwesterverbänden aus Österreich und der Schweiz im Rathaussaal ein, um die gemeinsame Kampagne zum Lurch des Jahres 2023, dem Kleinen Wasserfrosch, zu einem krönenden Abschluss zu bringen. Erstmals in dieser Form konnten Interessierte, behördlich und ehrenamtlich tätige Naturschützer sowie Wissenschaftler ihre Untersuchungsergebnisse und Naturschutzprojekte vorstellen, mit Fachleuten und Kollegen diskutieren und die Expertise zum Kleinen Wasserfrosch bündeln.
Die geschützte Art gilt unter den heimischen 20 Amphibienarten als die am wenigsten erforschte und wird in der Roten Liste Deutschlands als selten eingestuft. Die weiterhin stattfindende Intensivierung der Landwirtschaft und der Verlust von Feuchtgebieten und Laichgewässern gefährden die Bestände der Art. Rückzugsräume findet der Kleine Wasserfrosch in Niedermooren oder fischfreien Gewässern im extensiv genutzten, feuchten Gras- und Offenland. Deren Erhaltung und Neuanlage in der Kulturlandschaft sowie die Reduktion des Düngemitteleintrags sind zentrale Schutzmaßnahmen, um dem Kleinen Wasserfrosch eine Zukunft zu geben.
Seit 2006 gibt das Konsortium im Wechsel ein Reptil beziehungsweise einen Lurch des Jahres bekannt. Mit dieser Wahl soll auf die Gefährdung der einheimischen Kriechtiere hingewiesen und für deren Schutz geworben werden. Somit wohnten die Tagungsteilnehmer auch der feierlichen Verkündung des Reptils des Jahres für 2024 bei: die Kreuzotter. Vor 120 Jahren wurden noch Fangprämien ausgesetzt und jährlich zehntausende dieser Giftschlangen erschlagen, sogar ein Kreuzotter-Vertilgungsverein wurde gegründet. Heute ist sie stark gefährdet. Mit der Wahl rückt eine Schlange der Superlative in den Fokus: Die lebendgebärende Otter hat das weltweit größte Verbreitungsgebiet aller Schlangen, besiedelt ein riesiges Areal in Europa und Asien und ist als einzige auch noch nördlich des Polarkreises anzutreffen. Die Kreuzotter liebt die Kälte und gilt daher als eine Verliererin des Klimawandels. Ihr dringend benötigter Schutz beginnt mit der sachlichen Aufklärung zur Beseitigung von Ängsten in der Bevölkerung.
Aus diesem Grunde wird am 19. Mai 2024, dem Internationalen Museumstag, eine Veranstaltung zur Kreuzotter mit der Präsentation lebender Tiere im Museum für Naturkunde Gera stattfinden. Der Eintritt ist frei.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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