Mehrere Journalisten haben in diesem Monat erfahren müssen, wie leicht sie mit Berichten und Kommentaren zum Nahost-Konflikt ungewollt eine Welle der Empörung auslösen können. Ein falscher Begriff kann bereits folgenschwere Konsequenzen nach sich ziehen. Die Gefahr, öffentlich diffamiert zu werden, ist so groß, dass sich einige nun gar nicht mehr zum Thema äußert wollen.
Vorsicht ist insbesondere bei Ratschlägen und dergleichen geboten. Der Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung, Philipp Peyman Engel, kommentierte im Sender Deutschlandfunk Kultur, Belehrungen aus dem Land der Täter seien unerträglich. Er kritisierte deutsche Journalisten, die Israel zur Mäßigung mahnen und pflichtete den Worten des Kabarettisten Georg Ehring bei, der in seiner Sendung „Extra 3” gesagt hatte:
„Dass die Nachfahren der Mörder von damals meinen, den Nachfahren der Überlebenden erklären zu müssen, wie diese für ihre Sicherheit zu sorgen haben und wie nicht, ist der Gipfel der Schamlosigkeit.”
An diesem Beispiel wird deutlich, dass dem Journalismus hier eine besondere Verantwortung zukommt, weil sich eine Eskalationsspirale in den Medien früher oder später auch in der Öffentlichkeit bemerkbar machen könnte. Auf Zuspitzungen folgen noch schärfere Worte in den sozialen Netzwerken, die immer weitere, sehr viel drastischere Reaktionen nach sich ziehen, wobei sich der Kreis der Beteiligten erweitert.
Gefragt ist die Fähigkeit des Perspektivwechsels. Was würde man als Einwohner Israels schreiben, oder wenn sich gleiches in Deutschland ereignet hätte? Wie würde ein Reporter aus Gaza die Situation in seiner Region schildern? Worte können viel bewegen, die Menschen noch weiter gegeneinander aufbringen oder sie ermutigen, über neue Möglichkeiten eines friedlichen Zusammenlebens nachzudenken.
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