Vor 204 Jahren, am 13. Oktober 1819, wurden viele Menschen in Köstritz, Gera und der weiteren Umgebung von einem Ereignis aufgeschreckt, das sie noch nie zuvor erlebt hatten. So berichtet die Windmüllerin Rosina Freundin aus Kleinaga:
„Am 13. Oktober Morgens gegen 8 Uhr geschah wie aus einem tiefen Thale ein Kanonenschuß, furchtbar anzuhören, nachher ein starkes Flintenfeuer und dann ein gewaltiges Pfeifen und ein Ton, als wenn viele Pferde zusammen wiehern. Ich bückte mich und glaubte, es träfe mich etwas vom Himmel herab. Dieß Alles dauerte ungefähr fünf Minuten lang.“
Der Holzarbeiter Joh. Gottfried Waldmann aus Caaschwitz schildert das Erlebnis so:
„Im Borngrunde in Gleina, ¾ Stunden westlich von Köstritz, hörte ich am 13. Oktober früh ¾ auf 8 Uhr bei stiller Luft am hellen Himmel einen heftigen Knall und hinterdrein in einem fort an Brausen, als wenn das Wehr rauscht. Es schien mir von Eisenberg aus nach Mittag zu gehen und dauerte ein halbes Vaterunser lang. Mir war, als wenn die Erde erbebte, alle Klötze lebendig würden und den Berg herunter gerollt kämen.“
Die Ursache für diese und viele ähnliche Beobachtungen in der Bevölkerung war jedoch kein Kanonenschuss, sondern der Fall eines Meteoriten auf die Erde. Gefallen war der Meteorit auf das Feld des Pohlitzer Gutsbesitzers Johann Gottlieb Rothe nördlich des damals so genannten Haingrabens im Gebiet beim heutigen Chemiewerk Bad Köstritz. Am 15. Oktober 1819 entdeckte Rothe die Einschlagstelle mit zirka einem Meter Durchmesser auf seinem Feld samt dem Meteoriten, der im Zentrum des kleinen Einschlagkraters steckte. Er hatte sich zirka 25 Zentimeter tief in die Erde „gebohrt“ und maß in seiner längsten Ausdehnung etwa 14 Zentimeter. Der Meteorit hatte bei seiner Bergung eine Gesamtmasse von zirka 3,5 Kilogramm. Bis heute in Gera übrig geblieben ist nur noch ein 397,46 Gramm schweres Teilstück des Meteoriten. Betrachten kann man ihn in der Ausstellung des Museums für Naturkunde Gera.
Nach dem Fund überschlugen sich die weiteren Ereignisse. Rothe übergab den Meteoriten an den Pohlitzer Amtsschulzen Johann Christoph Behr. Bei diesem aufbewahrt, schlugen sich bereits zahlreiche Personen größere und kleinere Teilstücke vom Meteoriten ab. Nachdem schon etwa ein Kilogramm abgeschlagen war, kaufte die Reußische Regierung in Gera das Reststück mit etwa 2,5 Kilogramm am 4. November 1819. In den Jahren 1846, 1854 und 1896 wurde der Meteorit in Gera erneut erheblich zerkleinert um Teilstücke zu verkaufen oder einzutauschen.
Für das Jahr 2024 ist eine umfangreiche Publikation über den Pohlitzer Meteoriten mit zahlreichen neuen chemischen und physikalischen Erkenntnissen plant.
QUELLE: MUSEUM FÜR NATURKUNDE
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