In Deutschland soll demnächst in einem Pilotprojekt die Vier-Tage-Woche erprobt werden. Für eine sechsmonatige Projektphase werden nun Unternehmen gesucht. Geworben wird damit, mehr Zeit für die Familie, Freunde und Hobbys zu haben. Die 2013 gegründete Unternehmensberatung Intraprenör aus Berlin will mindestens 50 Unternehmen von dem Projekt überzeugen. Dahinter steht die Nichtregierungsorganisation „4 Day Week Global”.
Es geht im Kern um eine Erhöhung der Produktivität. Wer seinen vollen Lohn weiterhin erhalten will, soll sein Aufgabenpensum in 80 % der bisherigen Zeit erledigen. Alternativ wird an vier Tagen zehn Stunden lang gearbeitet, anstatt acht Stunden an fünf Tagen. Die Produktivität soll laut der Organisation Vorrang vor der Arbeitszeit haben und nicht mehr auf Grundlage der geleisteten Arbeitsstunden, sondern auf Grundlage der Ergebnisse gemessen werden. Wird sie um 25 % gesteigert, könne der „verlorene Tag“ aus Sicht der Unternehmen wieder ausgeglichen werden. Durch die Vier-Tage-Woche würde letztendlich auch der Verkehr und damit der CO₂-Ausstoß zurückgehen, schreibt die Organisation.
Kritiker führen an, dass diese Arbeitsmodelle letztendlich die Akkordarbeit normalisieren würden. Weil das Konzentrationsvermögen bereits nach etwa fünf Stunden sinke, seien auch längere Arbeitszeiten pro Tag der Gesundheit nicht zuträglich. Problematisch werde die Viermal-Zehn-Stunden-Variante für Berufstätige mit kleinen Kindern, da es für diese Zeiträume keine Betreuungseinrichtungen gibt. Somit könnten größtenteils nur junge und kinderlose Menschen am Arbeitsleben teilhaben, wenn es zu einer Umstellung käme. Problematisch sei das auch wegen der Anhebung des Renteneintrittsalters. Ein 60-Jähriger, der es nicht mehr schafft, zehn Stunden lang zu arbeiten oder für die bisherige Leistung weniger Zeit zur Verfügung hat, könnte dann mit der Rückkehr in das alte System in den Niedriglohnsektor abgleiten oder müsste sich vorzeitig aus dem Arbeitsleben verabschieden.
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