IST ES JOURNALISMUS ODER AKTIVISMUS?

Die „Süddeutsche Zeitung“ steht in der Kritik. Am Freitag, den 25. August 2023, bzw. am 26. August auf Seite drei in der Druckausgabe, veröffentlichte sie einen Artikel mit der Überschrift „Das Auschwitz-Pamphlet“, beginnend mit folgender Einleitung:

Seit Wochen steigen die Umfragewerte von Hubert Aiwanger. Aber jetzt ist da dieses Flugblatt, das er als Siebzehnjähriger geschrieben haben soll, eine Hetzschrift, in der es um das „Vergnügungsviertel Auschwitz“ geht, um antisemitische Fantasien.

https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/aiwanger-auschwitz-freie-waehler-afd-soeder-wirtschaftsminister-mallersdorf-niederbayern-burkhart-gymnasium-kz-konzentrationslager-vernichtungslager-e074346/?reduced=true

Ins Visier genommen wird Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident Bayerns, Wirtschaftsminister des Freistaates und Bundesvorsitzenden der Freien Wähler. Die Flugblätter sollen vor 35 Jahren, also 1988, in seiner Schultasche gefunden worden sein. Ihr Titel lautet: „Bundeswettbewerb – Wer ist der größte Vaterlandsverräter?“ Am Samstagabend, und damit keine 24 Stunden nach Veröffentlichung des Artikels, gab dessen älterer Bruder bekannt, Urheber des Textes zu sein. Beide hatten im Schuljahr 1987/1988 die elfte Klasse des Burkhart-Gymnasiums im niederbayerischen Ort Mallersdorf-Pfaffenberg besucht.

Nun wird der Zeitung eine Schädigungsabsicht vorgeworfen. Sie soll die journalistischen Standards missachtet haben, insbesondere die Regeln für die Verdachtsberichterstattung. Den Kritikern zufolge weist der Artikel gravierende Qualitätsdefizite auf. Die konservative „Neue Zürcher Zeitung“ schreibt etwa, die „Süddeutsche Zeitung“ behandele anonyme Aussagen wie Tatsachen und verwechsele Journalismus mit Aktivismus.

Den Verdacht gegen Aiwanger vor die Bezahlschranke zu ziehen und seine Verteidigung dahinter zu verbergen, ist rechtswidrig, es ist journalistisch unanständig und verstößt gegen den Pressekodex, sagte der Medienanwalt Joachim Steinhöfel gegenüber der Zeitung „Bild“. Wer über einen Verdacht berichte, müsse dem Betroffenen vorher Gelegenheit zur Stellungnahme geben.

Besonders der Zeitpunkt der Veröffentlichung deutet Kritikern zufolge klar auf aktivistische Bestrebungen hin: Am 8. Oktober 2023 wird in Bayern einen neues Landesparlament gewählt. Die Briefwahl begann am 28. August 2023.

Die offizielle Vorgeschichte des Artikel lautet wie folgt: Ein ehemaliger Lehrer hörte den Angaben zufolge im Juni 2023 Aiwangers Rede in Erding. „Holen wir uns die Demokratie wieder zurück“, hatte dieser dort gerufen. Der Lehrer, welcher 1988 an dem Gymnasium der Disziplinarkommission angehörte, kam zu dem Schluss, dass es sich bei dem Flugblatt nicht nur um eine Jugendsünde gehandelt hat. Er wandte sich an die „Süddeutsche Zeitung“. Diese zitiert in einem weiteren Artikel anonym auch eine frühere Mitschülerin, welche behauptet, in Aiwangers Schultasche habe sich oftmals Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ befunden. Ein anderer Mitschüler sagte im ARD-Magazin „Report München“, Aiwanger habe in den 1980er Jahren beim Betreten des schon besetzten Klassenzimmers ab und zu „einen Hitlergruß gezeigt“, Hitler-Ansprachen nachgemacht und judenfeindliche Witze geäußert.

Unterdessen berichtet das Magazin „Focus“ über den Verdacht, dass der damalige Deutschlehrer schon länger beabsichtigt habe, Aiwanger zu „stürzen“. Er sei also vor acht Wochen auf einen Schüler zugegangen und habe ihn gebeten, er solle bestätigen, dass Aiwanger der Verfasser des Flugblattes ist.

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