Der sogenannte Kulturpass wurde Mitte Juni 2023 mit der Begründung eingeführt, junge Menschen für die Vielfalt der Kultur begeistern, und gleichzeitig die Kultureinrichtungen unterstützen zu wollen. Schließlich hätten beide in der Corona-Zeit gelitten. Doch beim genaueren Hinsehen zeigt sich, dass es um ein ganz anders Ziel geht: Die Bundesregierung will das ins Stocken geratene Projekt zur digitalen Identität vorantreiben, und der Kulturpass ist nur Mittel zum Zweck. Jugendliche wollen bekanntlich etwas erleben und dabei andere Menschen kennenlernen. Und sie sind von neuen technischen Anwendungen leicht zu überzeugen. Genau dies macht sich der Kulturpass zu nutze und verlangt als scheinbar kleine Gegenleistung einen elektronischen Identitätsnachweis. Bei hohen Nutzerzahlen soll das Angebot im kommenden Jahr auf 15- bis 17-Jährige ausgeweitet werden. Zuvor hatte man Studenten die digitale Identität in Verbindung mit 200 Euro Energiekostenhilfe nahe gebracht.
Hingearbeitet wird auf das Fernziel, die digitale Identität zur Voraussetzung für die Nutzung digitaler Ökosysteme zu machen. Es handelt sich um ein weltweites Vorhaben. Für alle wichtigen Leistungen soll letztendlich ein digitaler Identitätsnachweis verlangt werden können. Als Beispiel wird in der Broschüre „Digitale Identität“, Herausgegeben im März 2021 vom Bundeskanzleramt, auf Seite 8 der Anwendungsfall „Hotel-Check-in“ genannt. Insbesondere für die digitale Geldbörse und Zahlungen wird der Nachweis später wichtig sein. Aber auch der Impfausweis sowie der Führerschein, vorliegend als digitale Dokumente zusammen mit anderen Zertifikaten in der Wallet, sollen je nach Notwendigkeit abverlangt werden können. Vorgesehen ist, dass bis 2030 mindestens 80 % der EU-Bürger eine digitale Identität besitzen. Die Umsetzungsphase beginnt hier bereits 2024.
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