Laut IPCC werden derzeit bis zu zwölf Prozent der weltweit erzeugten Elektrizität für digitale Geräte benötigt – mit steigender Tendenz. Wohin das in der Langzeitbetrachtung führen wird, steht noch in den Sternen, welche wiederum zu einer interessanten Überlegung inspirieren: Könnte man die in der Astronomie bekannte Kardaschow-Skala auch auf die Menschheit anwenden? Dann würden wir mit jeder weiteren Entwicklungsstufe noch mehr Energie verbrauchen, außerdem eine riesige Menge seltener Rohstoffe für immer komplexer werdende Geräte. Der nächste große Vielfraß ist ja bereits auf dem Vormarsch: die künstliche Intelligenz.
Was aber bliebe von der Natur übrig, wenn die Erdoberfläche der einzige Ort für die Energiegewinnung wäre? Solarzellen und Windräder würden gewiss immer mehr Platz beanspruchen, der den Wäldern, Wiesen und Feldern schließlich verloren geht. Diese müssten dann auf kleiner werden Flächen eine immer größere Leistung erbringen, um die Versorgung mit Ökosystemprodukten zu sichern. Wird vielleicht schon heute alles daraufhin ausgerichtet? Ein Positionspapier der Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt beschreibt Ökosystemleistungen als ein auf den Menschen fokussiertes Konzept. Demnach hat die Natur nur dann einen Wert, wenn sie dem Menschen zunutze ist.
Das Ökosystem wird hier als eine reine Produktionsstätte mit Dienstleistungsfunktion verstanden, und soll zukünftig sicherlich auch wie ein Kapitalertragsunternehmen geführt werden. Wer Leistungen bezieht, die heute noch umsonst sind, wird dafür höchstwahrscheinlich zahlen müssen. Das ist naheliegend, weil die hierfür notwendigen Strukturen bereits geschaffen werden. Unweigerlich kommt es irgendwann zu genetischen Eingriffen, mit dem Ziel, die Effizienz immer weiter zu erhöhen. Was heute als ein Konzept zum Schutze der Natur angepriesen wird, könnte sich also als das exakte Gegenteil erweisen.
Die gleiche Gefahr besteht beim Klimaschutzprogramm. Mit dem Pariser Abkommen verpflichteten sich 195 Staaten dazu, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur deutlich zu begrenzen. Doch meint die dänische Forscherin Dorthe Dahl-Jensen, der Erde könne es egal sein, wenn der CO₂-Anteil steige. Weil aber so viele Menschen auf der Erde leben und starke Nationen mit Grenzen existieren, werde es für viele schwierig, in ein anderes Land zu ziehen. Denn manche Regionen würden durch Dürren und den Anstieg des Meeresspiegels unbewohnbar.
Nicht vergessen werden darf hierbei, dass wir uns erdgeschichtlich in einer noch nicht sehr lange währenden Niedrigwasserphase befinden, und die Ränder der Meere an manchen Stellen stark bebaut sind. Häufig lag der Meeresspiegel deutlich höher, ebenso der CO₂-Gehalt. Die Emissionen des Menschen haben einen Einfluss, liegen aber innerhalb der in der Urzeit üblichen Ausgasungsmengen.
Ein Verdacht liegt deshalb nahe: Es geht gar nicht um die Natur an sich. Der Mensch will die Erde langfristig in dem momentanen Zustand halten und müsste in letzter Konsequenz sogar die natürlichen und eigentlich notwendigen Klimazyklen unterbinden. Das macht zwangsläufig Geoengineering notwendig. Argumentationstechnisch wird der Grundstein für solche Eingriffe bereits gelegt, wenn es heißt, das Klimaziel werde wohl nicht mehr erreicht. Forschungsprogramme hierzu sind auch schon angelaufen.
Alles in allem würde sich die Erde der Zukunft deutlich von unserer heutigen unterscheiden, wenn dieser Weg eingeschlagen wird. Natürliche, selbstregulierende Systeme werden durch künstliche ersetzt, die allein auf die Bedürfnisse des Menschen ausgerichtet sind. Sie wirken sich negativ auf andere natürliche Mechanismen aus, was immer tiefere Eingriffe erforderlich macht.
Interessanterweise hat man außerhalb menschlicher Welten nichts entdecken können, was sich in die besagte Kardaschow-Skala einordnen ließe. Somit bleibt sie leer. Vielleicht gehört die Zukunft deshalb gar nicht dem grenzenlosen technischen Fortschritt, der alles natürliche unter Kontrolle bringen möchte, sondern einer natürlichen Entwicklung, welche sämtliche Technik überflüssig macht.
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