Die Elternvertretung der IGS in Gera fordert ein bundesweit geregeltes gemeinsames Lernen von der ersten bis zur zehnten Klasse. Eine entsprechende Petition wurde am 17. Mai 2023 gestartet. Ein Jahr lang werden nun Unterschriften gesammelt. Wegen der prekären Lage waren zahlreiche Schüler vor einem Monat in den Streik getreten.
Bundesweit spitze sich die Bildungskrise immer weiter zu, mit existentiellen Auswirkungen auf den Fachkräftemangel, den sozialen Frieden, auf die Belastung der Kranken-, Pflege-, Sozial- und Rentenkassen, auf das Bruttoinlandsprodukt, auf die Kinder- und Jugendhilfe, so die Elternvertretung. Diese Krise belaste diese Generation der Kinder für die nächsten Jahrzehnte genauso wie die Klimakrise. Solange es Gymnasien parallel zu anderen Schularten gebe, hätten diese anderen Schularten immer eine ungerechte Auslese abzufangen, bezogen auf die soziale Herkunft, den Förderbedarf und die Leistung. In keinem anderen Land auf der Welt, außer Österreich, würden Kinder im Schulsystem so früh getrennt in Haupt- und Realschule sowie Gymnasium. In vielen Ländern erfolge die schulische Trennung der Schüler erst mit zirka 15 Jahren. Das deutsche dreigliedrige Schulsystem dagegen sei rund 200 Jahre alt und beruhe noch immer auf der Förderung der sozialen Eliten.
Die Elternvertretung beschrieb die derzeitige Schulsituation an der IGS. Dort fehlten derzeit 15 Lehrkräfte. Im neuen Schuljahr würden durch die weitere Verrentung noch mehr Stellen unbesetzt bleiben. Der Mangel bestehe seit sehr vielen Jahren. Beklagt wird auch die unzureichende Unterstützung von Seiten des zuständigen Ministeriums und des Schulamtes Ostthüringen, trotz mehrmaliger Gespräche. Derzeit sei der Unterricht an der IGS in allen Klassen um acht bis elf Stunden pro Woche reduziert. Oftmals würde nur ein bis drei Stunden Unterricht pro Tag geben. Bis zu sieben Fächer pro Klasse könnten regulär nicht unterrichtet werden, z. B. Musik, Kunst, Chemie, Physik, Französisch, WRT. Es gebe keine pädagogische oder elterliche Betreuung für ausfallende Unterrichtszeit. Darin sieht die Elternvertretung eine hochgradige Gefährdung der sozialen und gesundheitlichen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, mit der Folge von Schulvermeidung, Schulabbrüchen und Vandalismus. Das Erreichen der Schulabschlüsse, konkret Haupt-, Regelschulabschluss sowie Abitur, sei an der IGS gefährdet.
Die Ursache sieht die Elternvertretung zu großen Teilen im Schulsystem und nennt eine starke soziale und leistungsbezogene Auslese zwischen IGS/Regelschulen und den Gymnasien. In der IGS gebe es sehr viele sozial schwache Schüler, zu große Klassen, zu viele Kinder mit Förderbedarf pro Klasse, zu wenige Lehrkräfte, sodass Förderunterricht und Inklusion kaum möglich seien. Die Zahl der Lehrer nehme wegen der zurückgehenden Zahl der Lehramtsstudenten ab. Das Lehramtsstudium gehe an der Realität vorbei, weshalb sich kaum Studenten fänden, die sich im Realschulbereich „verschleißen lassen“ wollten.
Daraus ergeben sich die weiteren Forderungen der Elternvertretung, wie eine Verkleinerung der Klassen, bedarfsorientiert mehr Lehrkräfte pro Klasse, eine bedarfsgerechte Inklusion, also mehr und individuelle Förderung für Schüler mit Förderbedarf, die Anpassung der Lehrpläne und Unterrichtsmethoden an Lebenswirklichkeit der Schüler und Lehrer, auch in Bezug auf deren Ausbildung/Studium, ein praxisnahes Studium für Lehramtsstudenten und Quereinsteiger sowie die Abschaffung des Numerus Clausus für das Lehramt, eine zeitweilige Erleichterung des Zugangs für Quereinsteiger mit Einzelfach, multiprofessionelle Gruppen an Schulen für Bewältigung der enormen Herausforderungen des Schulalltags, z. B. Sozialpädagogen, Psychologen, Ergo-, Logo-, Physiotherapeuten und Sprachlehrer. Ebenfalls verlangt wird ein kostenloses Mittagessen für alle Schüler.
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