Der parteilose Sonneberger Bürgermeister Dr. Heiko Voigt ärgert sich über die Stigmatisierungen des Ortes und seiner Einwohner nach der Landratswahl. Über Facebook hat der hierzu nun Stellung bezogen.
„Eine demokratische Wahl ist ein legitimes Mittel für die Menschen, ihr Urteil über die Politik der Regierenden abzugeben. Die Ergebnisse in Sonneberg sind ein Spiegelbild dessen, was die Bevölkerung derzeit umtreibt und wie sie die aktuelle Politik in unserem Land wahrnimmt. Das Wahlergebnis zeigt deutlich, wie gespalten die gesellschaftliche Mitte hier und sicher auch anderswo ist.
Als grundsätzlich zur Neutralität verpflichteter Bürgermeister der Stadt ärgere ich mich darüber, in welchem Licht Sonneberg dasteht. Ein Bild, das vor allem überregionale Medien, die sich hier vor Ort nicht auskennen, gezeichnet haben.
Von einer ausgewogenen Berichterstattung kann dabei nicht die Rede sein. Wir haben keine braune Identität, sondern sind bekannt für Spielzeug, Weltoffenheit, Gastfreundlichkeit, Miteinander und kulturelle Vielfalt. Wer nicht nur oberflächlich und einseitig hinsieht, kann das auch erkennen. Eine lebens- und liebenswerte Stadt muss momentan für bundespolitische Schwächen herhalten und wird pauschal stigmatisiert.
Insofern hat mich der Wahlkampf mit all seinen Facetten erschüttert. Sonneberg ist ein innovativer Wirtschaftsstandort mit Zukunftspotenzial und ein familienfreundlicher Ort zum Niederlassen.
Es ist weiter unser Ziel, bestmöglich für die Region zu agieren, Potenzial auszuschöpfen und die Wohlfühlfaktoren, die Sonneberg lebenswert machen, zu wahren. Das gelingt nur, wenn wir unsere Aufgabe als Lokalpolitiker wahrnehmen und uns den kommenden Herausforderungen stellen.
Dazu gehört auch, zur konstruktiven Sacharbeit im Sinne unserer Bürger zurückzukehren. Wir wollen für alle Generationen und in guter Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, mit Land und Bund eine vorausschauende, zukunftsorientierte und moderne Stadt sein, in der es sich lohnt zu leben. Ich hoffe sehr, dass Sonneberg bald wieder mit seinen ursprünglich bekannten Werten in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.“
Unterdessen kündigte das in Weimar ansässige Thüringer Landesverwaltungsamt an, die persönliche Eignung und Verfassungstreue des zum Landrat gewählten Politikers Robert Sesselmann überprüfen zu wollen. Im Falle eines negativen Befundes soll die Wahl für ungültig erklärt werden, berichtet die Neue Zürcher Zeitung. Anlass ist das Urteil des thüringischen Verfassungsschutzes, wonach der AFD-Landesverband eine „erwiesen rechtsextremistische Bestrebung“ zeigt.
Für den Präsidenten des Thüringer Verfassungsschutzes ist offenbar mittlerweile jeder fünfte Deutsche ein Rechtsextremist. Gegenüber dem Sender NDR Info sagte Stephan Kramer am 27. Juni 2023 mit Blick auf die steigenden Umfragewerte der AFD und das Wahlergebnis in Sonneberg: „Wir sind bei ungefähr 20 % braunem Bodensatz in der Bundesrepublik.”
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