Unbekannte haben ein Teil des Regenbogenbanners von der Balustrade des Kultur- und Kongresszentrums gerissen. Stadtverwaltung, Linkspartei und Bündnis ’90/Die Grünen verurteilten die Tat. Nach Ansicht von Daniel Reinhard, Die Linke, zeigen die Beschädigungen deutlich die in Gera vorherrschende absolute Intoleranz. Entsprechend zitiert ihn die Ostthüringer Zeitung. Das Schild mit den Regenbogenfarben war dort vor zwanzig Tagen mit Blick auf den „Pride Month“ Juni angebracht worden. Es soll ein Symbol für Vielfalt und Toleranz sein.
Die Stadtverwaltung teilte mit:
Bereits in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag mit Aufklebern, die das Konterfei Adolf Hitlers zeigen, beschädigt. In den folgenden beiden Nächten ging die Zerstörungen weiter: Erst zogen Unbekannte Teile der Folie, aus der die Pride-Flag gedruckt war, von ihrem Untergrund ab, in der Nacht zum Samstag brachen die Täter dann eine der beiden Tafeln, auf denen die Flagge gedruckt ist, aus den Führungsschienen, warfen sie zu Boden und entfernten die komplette Beklebung in Regenbogenfarben. Alle anderen Werbeträger am KuK blieben unbeschädigt.
„Dieses würdelose zerstörerische Vorgehen gegen ein Symbol der Toleranz und der Vielfalt lässt tief blicken“, erklärte der Leiter des KuK, Hans-Robert Scheibe. Den Tätern sei es augenscheinlich nicht nur um bloßen Vandalismus, sondern um die bewusste Zerstörung dieses Symbols gegangen. „Wir im KuK verurteilen jede Form der Intoleranz und werden uns von solchen Aktionen definitiv nicht davon abbringen lassen, weiter aktiv Flagge für eine weltoffene, tolerante und vielfältige Gesellschaft zu zeigen“, fügte Scheibe an. Auch der Kreisverband von Bündnis ’90/Die Grünen verurteilt die Zerstörung. Laura Wahl, Mitglied des Landtages und „queerpolitische Sprecherin“ der Partei teilte mit:
Die eindeutig rechte Beschädigung der Regenbogenflagge, was an den Stickern mit inhaltlichen Bezug zum dritten Reich erkennbar ist, verurteilen wir aufs Schärfste. Umso wichtiger ist dagegen, auch in Gera laut zu werden.
Gera ist bunt und ALLE Menschen sind willkommen. Egal, welcher sexuellen Identität, sexuellen Orientierung oder anderen Vielfaltsmerkmalen sie angehören.
Die Zerstörung der Regenbogenflagge in Gera und die steigende Bereitschaft zur Gewalt gegen queere Menschen in Deutschland beweisen, dass die Sichtbarkeit weiterhin essenziell für eine sich weiterentwickelnde, progressive Gesellschaft ist.
Der erste CSD im Jahr 1969 war ein Aufstand, um überhaupt Rechte für queere Menschen zu erkämpfen. Das sollten wir dabei immer im Hinterkopf behalten.
Laura Wahl (queerpolitische Sprecherin im Thüringer Landtag) ergänzt: „ Die Regenbogenflagge steht für Toleranz, Vielfalt und Selbstbestimmung. Werte, die auch unser Grundgesetz und unsere Demokratie ausmachen. Wer sie beschädigt, will eine klare Botschaft setzen: Hass und Ausgrenzung. Queere Menschen werden in Gera und Thüringen durch rechtsextreme Akteure wie die AfD bedroht – das ist nicht hinnehmbar! Eine plurale Gesellschaft macht aus, dass Menschen so sein können, wie sie es sind.“
Befragungen lassen vermuten, dass viele Bürger in Gera die zunehmende Präsenz der Regenbogenfahne als aufdringlich empfinden. Nicht wenige sind sogar der Ansicht, mit dem Symbol solle eine neue Ideologie unter die Menschen gebracht werden, welche die bisherigen zwei biologischen Geschlechter gleichsetze mit selteneren Neigungen bzw. Lebensweisen, sowie psychischen Abnormitäten. Diese Meinung ist auch innerhalb der Gruppe der Hetero- und Bisexuellen verbreitet. Weiterhin wird häufig geäußert, bei Kindern würden neuerdings schon sehr früh Zweifel an der eigenen geschlechtlichen Identität gesät, mit der Behauptung, das biologische Geschlecht sei frei wählbar. Das führe schließlich zu einer gewollten Desorientierung und Entfremdung vom eigenen Körper.
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