MEINUNGSMACHER: „DER SPIEGEL“ WETTERT GEGEN DAS GRÜNE GROSSPROJEKT

Normalerweise steht das Magazin „Der Spiegel“ weitgehend hinter dem Kurs der Bundesregierung und kritisiert eher jene, die nicht mit einschwenken oder in eine völlig andere Richtung wollen. Im Heft 21 vom 20. Mai 2023 scheint das ein wenig anders. Die Titelseite zeigt einen überforderten Robert Habeck, der an der „Operation Wärmepumpe“ offenbar gescheitert ist. Dabei stellt das Magazin das übergeordnete Ziel, Deutschland klimaneutral zu machen, keineswegs infrage. Die Politik handele jedoch zu spät, habe den wichtigsten Schritt schlecht vorbereitet und den Menschen noch schlechter vermittelt. Dabei gebe es eine große Bereitschaft zum Umbau. Zwei Drittel befürworteten die Energie- und Verkehrswende, und einer Mehrheit gehe die Transformation sogar zu langsam. Die Leute seien sogar zu gravierenden Einschnitten bereit. Wie immer hat „Der Spiegel“ auch die passenden Experten an seiner Seite, zum Beispiel vom Helmholtz-Institut. Entscheidend sei, dass die Maßnahmen als sinnhaft, wirksam und die Verteilung der Lasten als fair wahrgenommen würden, meint ein solcher. „Die Dänen können es doch auch“, meint „Der Spiegel“ einen Abschnitt weiter und freut sich über den dortigen Wärmepumpen-Einbaurekord, nachdem Öl- und Gasheizungen verboten wurden.

Wo ist also das Problem? Die Richtung stimmt aus Sicht des Magazins, aber weil der Weg schlecht vorbereitet ist, geht es zu langsam voran, obwohl die meisten Menschen die Transformation begrüßen und sich lediglich eine bessere Koordination und Umverteilung der Lasten wünschen. Wird Robert Habeck von einem der einflussreichsten Meinungsmacher fallen gelassen? „Der grüne Minister hat seine Partei in eine Krise gestürzt“, heißt es auf Seine 11. Man darf wohl davon ausgehen, dass auch die Farbe grün bewusst in das Titelbild eingebracht wurde und in dieser Weise für die gleichnamige Partei unvorteilhafte Assoziationen bewirken soll. Die nächsten Umfragewerte könnten also noch schlechter ausfallen.

Manche Leser rechnen schon damit, dass „Der Spiegel“ in einem der nächsten Hefte mit visionären Ideen vorprescht und dann zusammen mit anderen einen neuen Meinungstrend setzt — die Lösung des Energieproblems mit Mini-Atomkraftwerken. Denn ein wichtiger Gönner des Magazins, der Oligarch William Henry Gates III, lässt seine Gelder gerade in die entsprechende Richtung fließen. Mit den Grünen ließe sich hier allerdings nichts dergleichen realisieren. Sollte es sich um eine Taktik handeln, wäre sie ziemlich ausgeklügelt: Robert Habeck wird als derjenige in Erinnerung bleiben, der die Anti-Atomkraft-Partei ausmanövriert hat, und ein anderer legt für das bekannte Ziel einen neuen Kurs fest.

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