AKTIONSTAG ANLÄSSLICH DES 90. JAHRESTAGES DER BÜCHERVERBRENNUNG

Am Mittwoch, den 10. Mai 2023, jährt sich zum 90. Mal der Tag, an dem Nationalsozialisten in Berlin und anderswo Bücherverbrennungen durchgeführt haben. Schon Wochen vor dem 10. Mai 1933 hatte die nationalsozialistisch dominierte Deutsche Studentenschaft in der „Aktion wider den undeutschen Geist“ den Terror gegen progressive, kritische und jüdische Intellektuelle eröffnet. Ende April 1933 setzte die Sammelaktion der zur Verbrennung bestimmten Bücher ein. Allein in Berlin verbrannten unter dem Jubel von ungefähr 80’000 Zuschauern mehr als 20’000 Bücher.

Bewusst soll in Gera an dieses düstere Kapitel deutscher Geschichte erinnert werden. Ein Bündnis aus Stadtvertretern, der Bibliothek, Buchhandlungen und Kulturvereinen hat deshalb ein öffentliches Lesen initiiert. Die Lesebühne befindet sich auf der Galerie des Kultur- und Kongresszentrums, Ecke Schlossstraße, Sorge. Von 10 Uhr bis 13 Uhr präsentieren Schülerinnen und Schüler des Liebe-Gymnasiums, des Rutheneums und der SBBS Wirtschaft und Verwaltung eigene Texte, in denen sie bezugnehmend auf die Bücherverbrennung von 1933 beschreiben, was Diktatur, Zensur und Meinungsfreiheit für sie heute bedeuten.

Ab 15 Uhr werden Texte von oder über Autorinnen und Autoren gelesen, deren Schriften und Werke 1933 ausgesondert und vernichtet wurden. Erster Vortragender ist Geras Oberbürgermeister, Julian Vonarb. Bis zirka 18 Uhr wechseln die Leser im zehnminütigen Rhythmus. Mit dabei sind die Schriftstellerin Annerose Kirchner und Vertreter des Bibliotheksfördervereins, der Buchhandlung Schmitt, von Cuba sí, dem Förderverein Stadtmuseum, Freundeskreis Goldener Spatz, der Goethe-Gesellschaft, den Kontinuierlichen und von den Parteien CDU, Die Grünen, Linke und SPD. Gelesen werden unter anderem Gedichte und Auszüge aus Büchern von Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Erich Kästner, Leonhard Frank, Karl Marx, Arthur Schnitzler sowie Biografisches zu Alfred Kerr und Carl von Ossietzky.

Zum Abschluss gibt es 19.30 Uhr im Kultur- und Kongresszentrum das Lesetheater „Des Feuers Geist — Wo Bücher brennen naht Diktatur“ mit dem Schauspielerduo Marjam Azemoun und Frank Sommer aus Berlin. Mit Pathos, Pomp und maximaler Propaganda wurden 1933 in zahlreichen deutschen Städten Bücher und politische Schriften öffentlich verbrannt, der deutsche (Un-)Geist medienwirksam inszeniert. Wer organisierte und lenkte diese bildwirksamen Ereignisse? Warum haben brennende Bücher eine so eindringliche Wirkung? Wieso stehen Feuer und Buch und dessen brennender Geist in so spannungsvollen Reizen? In einer szenischen Lesung setzen sich Marjam Azemoun und Frank Sommer mit Idee, Tradition und Wirkungskraft von Bücherverbrennungen auseinander. Der Eintritt ist frei.

Bereits am Dienstag, den 9. Mai, 17 Uhr, lädt die Stadt- und Regionalbibliothek ein zum Treffpunkt Bibliothek. Dort gibt es den Vortrag „10. Mai 1933 — Bücherverbrennung und wie es dazu kam“ von Bernd Kemter.
Am Donnerstag, dem 11. Mai, lädt der Freundeskreis Goldener Spatz Schülerinnen und Schüler ins Clubzentrum Comma ein zu zwei Filmvorführungen mit anschließender Diskussion. Gezeigt wird der Film „Kästner und der kleine Dienstag“.

QUELLE: STADTVERWALTUNG

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