KONTOSPERRE BEI VERBRAUCHTEM CO2-BUDGET

Dieses fiktive Beispiel zeigt, wie das persönliche CO₂-Budget auf mobilen Geräten künftig dargestellt werden könnte.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen im Supermarkt etwas einkaufen, können die Ware an der Kasse aber nicht bezahlen — weil Sie Ihr CO₂-Kontingent bereits aufgebraucht haben. Trotz ausreichendem Guthaben ist Ihr Konto deshalb gesperrt. Um über Ihr Geld weiterhin verfügen zu können, müssten Sie zunächst CO₂-Zertifikate kaufen und damit Ihr Kontingent erweitern. In einigen Jahren soll das in Deutschland zur Realität werden.

Möglich sind solche verpflichtenden CO₂-Abgaben allerdings erst mit einer digitalen Währung. An entsprechenden Systemen arbeitet bereits „die Wissenschaft“, während die Öffentlichkeit mit der Möglichkeit einer freiwilligen CO₂-Zahlung ganz langsam an das neue Verfahren gewöhnt wird. Zum persönlichen CO₂-Budget und einer Koppelung mit dem Portemonnaie der Bürger gibt es derzeit mehrere Überlegungen. Ein Modell wurde jüngst im Deutschlandfunk vorgestellt, mit folgenden Worten:

„Wer mehr braucht, der müsste sich dann CO₂-Rechte dazukaufen, bevor er in den Supermarkt geht.“

https://www.deutschlandfunk.de/persoenliches-klimabudget-als-loesung-angela-hanson-saveclimate-earth-dlf-8605cb44-100.html

Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung schlug im ARD-Fernsehen ein persönliches CO₂-Budget von drei Tonnen für jeden Menschen vor. Derzeit entfallen auf jeden Bundesbürger elf Tonnen pro Jahr. Besonders viele CO₂-Emissionen kommen durch das Wohnen, konkret das Heizen, und die Mobilität zustande. Diese verursachen schon 4,5 Tonnen. Schellnhuber schlägt auch einen Emissionshandel zwischen den Bürgern vor. Wer ein höheres CO₂-Kontingent benötigt, soll anderen Bürgern Emissionsrechte abkaufen können.

Dass bei einer derart knappen Bemessung Zertifikate zum Verkauf angeboten werden, ist allerdings wahrscheinlich, was exorbitante Preise zur Folge haben könnte. Wie weit man mit den vorgeschlagenen Budget von drei Tonnen CO₂ im normalen Leben kommt, lässt sich mit sogenannten CO₂-Rechnern herausfinden. Unter anderem bietet das Bundesumweltamt einen solchen an.

https://uba.co2-rechner.de/de_DE/

Bei einer aus heutiger Sicht enthaltsamen Lebensweise wäre das digitale Konto spätestens nach etwa einem halben Jahr gesperrt, wenn man von folgendem Beispiel ausgeht:

Zwei Personen leben in einer 60 Quadratmeter großen Wohnung, heizen mit erneuerbaren Energien, nutzen Ökostrom, haben kein Auto, sind zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, verzichten auf Flugreisen, ernähren sich vegetarisch und haben ein gesamtes monatliches Haushaltseinkommen von 5000 Euro oder mehr.

Obwohl das Konto in diesem Beispiel ausreichend gedeckt sein dürfte, hätte man keinen uneingeschränkten Zugriff mehr auf sein Geld, wenn das vorgegebene Volumen verbraucht wurde. Sogar eine kurze Fahrt mit dem Zug, beispielsweise von Erfurt nach Weimar, wäre nicht mehr möglich — selbst bei einem Kontostand von 8000 Euro. Ähnlich wie bei Mobilfunktarifen müsste man neues Volumen hinzubuchen, um weiterhin am Leben teilhaben zu können. Wer das Budget von drei Tonnen nicht überschreiten möchte, dürfte sich nur zu Fuß oder mit den Fahrrad fortbewegen, müsste auf gebrauchte Kleidung zurückgreifen und sogar auf tierische Erzeugnisse wie Milch, Eier und Käse verzichten. Vegetarier zu sein, reicht nicht aus, und neue Kleidung sowie öffentliche Verkehrsmittel führen ebenfalls zu deutlichen Abzügen.

Mit drei Tonnen pro Person und Jahr wäre aber noch längst keine Klimaneutralität erreicht. Dies ist nur der Einstiegswert. Für das große Ziel müsste das Kontingent auf eine Tonne reduziert werden — was letztendlich auch beabsichtigt ist. Das entspricht etwa der Menge CO₂, die ein Erwachsener im ganzen Jahr allein mit seiner Atemluft freisetzt.

Das Fatale an der Sache wird einigen erst jetzt bewusst: Im Grunde wird mit nahezu jeder Bewegung CO₂ freigesetzt — ansteigend mit dem Ausmaß an Aktivität. Wer dieses Gas kontrolliert, steuert damit gleichzeitig alle menschlichen Aktivitäten und legt hierfür Obergrenzen fest.

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