Eine Plakatausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur kann vom 3. April bis 13. Mai 2023 in der Bibliothek am Puschkinplatz besucht werden. Die Vernissage ist am 4. April um 17 Uhr mit einem Vortrag der Kulturjournalistin Angelika Bohn über eigene Erfahrungen im Leseland DDR. Es gibt ein Begleitprogramm für Schulen und Interessierte. Die Ausstellung entstand in Kooperation der Stadt- und Regionalbibliothek mit dem Jugendamt der Stadt Gera, Bereich Kinder- und Jugendförderung.
Wer kennt ihn nicht, den geheimnisvollen Geruch alter Bücher, der einem beim Öffnen verstaubter Kisten entgegenkommt, etwa beim Besuch eines verwinkelten Antiquariats. Ein Geruch, der an fast vergessene Geschichten erinnert, die beim Blättern durch die Bücher zum Leben erweckt werden. Den Geruchssinn vermag die neue Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nicht anzusprechen. Dafür laden die Ausstellungstafeln mit Texten und Bildern zu einer anschaulichen Zeitreise durch das Leseland DDR ein. Ein Land, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete. Wo das Lesen und Schreiben mit großem Aufwand gefördert wurde, während politisch unerwünschte Literatur in Bibliotheken nur mit einem Giftschein zugänglich war und Post und Reisende aus dem Westen nach Gedrucktem gefilzt wurden. Leseland DDR erzählt vom Eigensinn der Menschen, die sich ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten, die für rare Bücher Schlange standen und auf der Leipziger Buchmesse so manchen begehrten Titel westdeutscher Verlage heimlich in die Tasche steckten.
Die Ausstellung „Leseland DDR“ ist vom 3. April bis zum 13. Mai 2023 in der Geraer Bibliothek am Puschkinplatz zu den Öffnungszeiten zu sehen. Der Eintritt ist unentgeltlich. Folgende weitere Programmpunkte sind vorgesehen:
Am Dienstag, dem 4. April um 17 Uhr, wird zur Vernissage eingeladen, „Treffpunkt Bibliothek“ einmal anders, denn der erste Dienstag des Monats gehört dieser Reihe. Zu Gast ist Angelika Bohn. Viele Jahre arbeitete sie als Kulturredakteurin für die „Volkswacht“, die regionale Tageszeitung des Bezirkes Gera. Zur Ausstellungseröffnung gibt sie einen kurzweiligen und interessanten Einblick in ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Leseland DDR. Die Ausstellung möchte erinnern, aber auch jüngere Menschen in Kontakt bringen mit einer Vergangenheit, die ihre Großeltern, vielleicht auch ihre Eltern geprägt hat. Dazu gibt es ein Begleitprogramm für Schulen und Interessierte.
In der TAG-Geschichtswerkstatt in Lusan, Kastanienstraße 7, stellt am 13. April um 17 Uhr, der ehemalige Redakteur der OTZ, Harald Baumann, im „Plauderstündchen“ sein Manuskript „Es war einmal ein liebliches Land“ vor. Darin schreibt er sehr unterhaltsam und satirisch über Begegnungen u. a. mit Politikern, Künstlern, Staatsbesuchen aus dem Ausland in den Jahren vor der Wende. Diese Geschichten wurden von dem bekannten Geraer Künstler Eberhard Dietzsch mit Cartoons begleitet. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zu Austausch und Gespräch.
Am Donnerstag, den 20. April 2023, besuchen Schüler einer vierten Klasse der Bergschule Gera im Rahmen eines Schulprojekts gemeinsam mit Großeltern und Eltern die Ausstellung, wobei die ältere Generation von ihren damaligen Lieblingsbüchern berichten wird. Ergänzend wird eine Auswahl an DDR-Kinder- und Jugendbücher aus den Magazinbeständen der Bibliothek präsentiert.
Der Kurator der Ausstellung, Stefan Wolle, steht am 3. Mai 2023 vormittags Schülern vom Rutheneum und um 17 Uhr der interessierten Öffentlichkeit für ein Ausstellungsgespräch und Ausstellungsrundgang zur Verfügung.
Zur besseren Koordinierung können für Schulklassen telefonisch Termine vereinbart werden unter den Rufnummer 0365 8383378 und 0365 8383379.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
Kommentar hinterlassen