Ein Präparat eines Europäischen Bibers, Castor fiber), das im Jahr 2020 vom Museumspräparator Rainer Michelsson angefertigt wurde, war Objekt des Monats November 2022 im Museum für Naturkunde. Tot aufgefunden wurde das Tier am 12. März 2020 im Geraer Ortsteil Niebra. Das trächtige Weibchen war ein Straßenverkehrsopfer und stand kurz vor der Geburt der Jungen. Bis zum 15. Oktober 2023 kann es im Museum für Naturkunde Gera in der Sonderausstellung „Gezähmte Eilende — Die Weiße Elster und ihr Tal zwischen Greiz und Bad Köstritz“ betrachtet werden.
Über Jahrhunderte verschwunden
Ursprünglich war der Europäische Biber bis ins Mittelalter in allen geeigneten Lebensräumen in Mitteleuropa und sogar in weiten Teilen Eurasiens verbreitet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts und bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde er jedoch großflächig in fast ganz Europa ausgerottet. Insbesondere aufgrund ihres dichten Felles und des Fleisches wurden Biber intensiv bejagt. In Thüringen gilt sogar bereits das Jahr 1609 als letztes bekanntes Abschussdatum eines Bibers. Der Fund in Gera im Jahr 2020 war deshalb etwas ganz Besonderes. Es vergingen Jahrhunderte, bis der Biber in Thüringen seit 2006/2007 wieder als dauerhaft zurück galt. Erste Vorkommen wurden vor allem in der Saale, im Südthüringer Raum und im Ulster-Werragebiet dokumentiert. Seitdem breitet sich der Biber auf natürlichem Weg stetig aus und die Biberfamilien in Thüringen vermehren sich. Erst im Jahr 2019 gab es erste Meldungen von Biber-Fraßspuren entlang der Weißen Elster im Landkreis Greiz. Außerdem hatte sich 2019 ein Biber in ein Becken der Chemiewerk Bad Köstritz GmbH in Bad Köstritz nördlich von Gera verirrt. Im Raum Gera wurden entlang der Weißen Elster erstmalig 2020 Bissspuren des Bibers dokumentiert. Das im März 2020 in Gera-Niebra totgefahrene Biberweibchen war dann der tatsächlich erste Beleg für den auch im Stadtgebiet von Gera zurückgekehrten Biber.
Größtes Nagetier Europas
Europäische Biber gehören zur Ordnung der Nagetiere und sind somit Säugetiere. Sie sind sogar die größten Nagetiere Europas und die weltweit zweitgrößten heute lebenden Nagetiere nach dem Südamerikanischen Wasserschwein.
Biber erreichen eine Masse von zirka 30 Kilogramm und eine Körperlänge bis zu 1,35 Metern. Der breite, flach abgeplattete Schwanz wird als Kelle bezeichnet und ist ein deutliches Merkmal dieser Art. Sehr auffällig sind die großen, nach vorne hin orange gefärbten Nagezähne. Diese sind wurzellos und wachsen ein Leben lang nach. Biber bewohnen die offenen Gewässerbereiche und Ufer von Seen, Flüssen, Bächen, Teichen oder sogar Gräben. Sie benötigen die Möglichkeit zum Anlegen von Uferbauen, daher muss das Ufer begrabbar sein. An Land bewegen sich die Tiere eher schwerfällig, sie sind jedoch hervorragende Schwimmer und Taucher.
Biber graben ihren Bau mit dem in ihm enthaltenen Wohnkessel in das Gewässerufer. Sein Eingang befindet sich stets unterhalb der Wasseroberfläche. Gibt die Decke nach, so werden Äste und Schlamm aufgeschichtet und der Bau nach oben abgedichtet. Ist das Wasser zu flach oder schwankt der Wasserspiegel stark, bauen Biber Staudämme aus Ästen, Zweigen und Schlamm. Diese Bauwerke können erhebliche Ausmaße erreichen!
Mittlerweile sind zwischen Greiz und Bad Köstritz mehrere Biber sesshaft. Sie haben sich bereits erfolgreich vermehrt. Ihre Beobachtung ist eher schwierig, da sie dämmerungs- und nachtaktiv sind. Dennoch gelang ihre Sichtung schon dem einen oder anderen geduldigen Naturfreund aus Gera, insbesondere in diesem Jahr.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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