Einige Medienexperten glauben, dass es das freie Internet bald nicht mehr geben wird, weil es zerstörerische Kräfte entfalte. Größte Gefahr für den Transformationsprozess sei die unkontrollierte Meinungsäußerung. Durch die Gleichzeitigkeit der Krisen könnten allerdings inmitten des Klimawandels urplötzlich viele Ereignisse zusammenkommen und als Katalysator wirken: Eine neue Pandemie dezimiert die Wirtschaft noch weiter; ein Cyberangriff macht zahlreiche Endgeräte unbrauchbar, beendet bestehende Netzwerkkulturen, sodass auch der Informationsfluss unterbrochen ist. In dieser Situation erhöht sich laut einigen Vordenkern die Akzeptanzbereitschaft für ein neues Netzwerk — diesmal mit personalisiertem Zugang und dem Versprechen einer größeren Sicherheit. Damit eröffneten sich auch neue Möglichkeiten, wie sie in China schon heute angewandt würden: Dort brauche man eine offizielle Lizenz, um sich zu politischen Themen äußern zu dürfen.
Dass das freie Internet bald verschwinden wird, glaubt auch der Medienwissenschaftler Geert Lovink, Professor an der „Amsterdam University of Applied Science“. Das Weltwirtschaftsforum stellt gar einen Bezug zur Corona-Krise her und erläutert in einem Video vom 18. Januar 2021:
The Covid-19-Pandemic has shaken our economies and societies to the core, and shown us how vulnerable we are to biological threats. In the digital world, similar risks are being overlooked right now. A cyberattack with Covid-like characteristics would spread faster and further than any biological virus. Its reproductive rate would be around 10 times greater than what we’ve experienced with the coconavirus. One of the fstest worms in history, the 2003 Slammer/Sapphire worm, doubled in size appoximately every 8.5 seconds, infecting over 75,000 devices in 10 minutes, and almost 11 million devices in 24 hours. Fortunately — at least until now — cyber-attacks have not impacted our health the way pandemics have. But the economic damages, and therefore the impact they have on our daily lives have been equal and sometimes even greater. The only way to stop the exponential propagation of a Covid-like cyber threat is to fully disconnect the millions of vulnerable devices from one another and from the internet. All of this in a matter of days. A single day without the internet would cost our economies more than 50 billion US dollars, and that is before considering economic and societal damages should these devices be linked to essential services, such as transports or healthcare. As the digital realm increasingly merges with our physicalworld, the ripple effects of cyber-attacks on our safety just keep on expanding and at a faster pace than what we are preparing for. Covid-19 was known as an anticipated risk. So is the digital equivalent. Let’s be better prepared for that one. The time in now.
https://www.weforum.org/videos/a-cyber-attack-with-covid-like-characteristics
Die Übersetzung lautet in etwa wie folgt:
Die Covid-19-Pandemie hat unsere Volkswirtschaften und Gesellschaften bis ins Mark erschüttert und uns gezeigt, wie anfällig wir für biologische Bedrohungen sind. In der digitalen Welt werden ähnliche Risiken derzeit übersehen. Ein Cyberangriff mit Covid-ähnlichen Eigenschaften würde sich schneller und weiter ausbreiten als jedes biologische Virus. Seine Reproduktionsrate wäre etwa zehnmal höher als das, was wir mit dem Coconavirus erlebt haben. Einer der schnellsten Würmer der Geschichte, der Slammer/Sapphire-Wurm von 2003, verdoppelte seine Größe ungefähr alle 8,5 Sekunden und infizierte über 75.000 Geräte in zehn Minuten, und fast elf Millionen Geräte in 24 Stunden. Glücklicherweise haben Cyberangriffe, zumindest bis jetzt, unsere Gesundheit nicht so stark beeinträchtigt wie Pandemien. Aber die wirtschaftlichen Schäden und damit die Auswirkungen auf unser tägliches Leben waren gleich und manchmal sogar größer. Die einzige Möglichkeit, die exponentielle Ausbreitung einer Covid-ähnlichen Cyberbedrohung zu stoppen, besteht darin, die Millionen anfälliger Geräte vollständig voneinander und vom Internet zu trennen — all dies innerhalb weniger Tage. Ein einziger Tag ohne Internet würde unsere Volkswirtschaften mehr als 50 Milliarden US-Dollar kosten, und das noch vor Berücksichtigung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Schäden, wenn diese Geräte mit wesentlichen Diensten wie Transport oder Gesundheitsversorgung verbunden sind. Während der digitale Bereich zunehmend mit unserer physischen Welt verschmilzt, nehmen die Auswirkungen von Cyberangriffen auf unsere Sicherheit immer weiter zu, und das schneller, als wir uns darauf einstellen. Covid-19 war als erwartetes Risiko bekannt, ebenso das digitale Äquivalent. Darauf sollten wir besser vorbereitet sein. Die Zeit ist reif.
Mit dem letzten Satz wird der Eindruck erweckt, dass etwas unmittelbar bevorsteht und höchste Eile geboten ist. Gleichzeitig häufen sich die Warnungen. Da die Vorhersagen des Weltwirtschaftsforums bekannt für ihre hohe Eintrittswahrscheinlichkeit sind, sollten dessen Veröffentlichungen nicht unbeachtet bleiben.
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