Das Smartcity-Jahr 2022 war geprägt von Höhen und Tiefen. Höhen, weil viele Pilotmaßnahmen abgeschlossen werden konnten, Tiefen, weil die eigentlichen Maßnahmen bisher nicht vollumfänglich vom Fördermittelgeber – dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen genehmigt wurden und somit den Zeitplan ins Wanken brachten.
Smartcity wird sichtbar in der Stadt
Im Februar konnten autarke Solarleuchten im Ufer-Elster-Park mit mitlaufendem Licht installiert werden. Das spart zum einen Energie und gibt den Radfahrern oder Spaziergängern mehr Sicherheit in der dunkleren Tageszeit.
Ebenfalls Anfang des Jahres wurden fünf Solarbänke installiert, die es ermöglichen, während des Verweilens beispielsweise ein Smartphone aufzuladen. Aufgrund von Vandalismus an einigen Bänken, werden momentan neue Standorte geprüft. Wo die Bänke zu finden sind, kann im Geoportal der Stadt Gera unter „https://geoportal.gera.de/“ nachgesehen werden.
Am 30. April fand im Rahmen des Hofwiesenparkfestes der erste Sensorworkshop statt. Im Zelt des Bürgernetz Gera-Greiz e.V. konnten Interessierte kombinierte Feinstaub-Temperatur-Luftfeuchte-Sensoren bauen und mit nach Hause nehmen. Somit wurde ein Netz an Standorten geschaffen, von wo aus diese Sensoren direkt ins Smartcity-Cockpit funken. Das Cockpit ist unter „https://cockpit.gera.de/“ abrufbar und zählt mittlerweilezu den führendsten Smartcity-Cockpits bundesweit. Es weist Wetterdaten, Pegelstände, Füllstände von Glascontainern oder die aktuellen Besucherzahlen im Hofwiesenbad aus. In den kommenden Wochen wird die Übersicht so weiterentwickelt, dass Nutzer, basierend auf den dann ausreichend vorhandenen historischen Daten ableiten können, zu welchem Zeitpunkt mit besonders viel oder besonders wenig Besuchern zu rechnen ist.
Sehr erfolgreich verlief die weitere Umsetzung des Smarth-Home Pilotprojektes „Thüringen@Home“ der TAG Wohnen. Bis zum Sommer 2022 wurden zirka 80 Wohnungen mit dem digitalen Assistenzsystemen der Firma BeHome ausgestattet, wodurch insbesondere älteren Menschen ein längeres, selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglicht wird. Das Geraer Projekt ist damit deutschlandweit eines der größten Smart-Home Projekte im Gebäudebestand.
Um die Smartcity-Projekte für Interessierte noch greifbarer zu machen, wurden von Juli bis Oktober kostenfreie Smartcity Gera Stadtrundgänge in Zusammenarbeit mit dem Verein „Gästeführer Region Gera e. V.“ angeboten. Die 90-minütige Themenführungen gaben Einblicke und Hintergrundwissen zu den konkreten Maßnahmen, die im Rahmen des Modellprojekts Smartcity bereits entstanden sind und die damit das Leben in der Stadt mit Hilfe moderner Technik nachhaltig vereinfachen und attraktiver gestalten. Durchschnittlich beteiligten sich sieben Personen je Stadtrundgang, darunter auch ein Teilnehmer aus den USA. Das Projektbüro Smartcity plant die Fortsetzung und Weiterentwicklung des Angebotes im Jahr 2023. Unter anderem soll es auch Termine geben, an denen die Strecke als Radtour erkundet werden kann. Als kleiner Höhepunkt zum Jahresabschluss konnte Ende November dank der Förderung aus dem Projekt Smartcity der lang ersehnte Wunsch nach einer städtischen Calisthenics-Anlage realisiert werden. Die Sportgeräte im Hofwiesenpark dienen Eigengewichtsübungen und die dazu gehörigen Anleitungsvideos können über QR-Codes schnell, unkompliziert und vor allem barrierearm abgerufen werden.
Rico Trost, Leiter des Amtes für Zentrale Steuerung und in Personalunion Leiter des Geraer Smartcity-Projektes, resümiert:
„All diese Maßnahmen zeigen, wie vielfältig Smartcity ist und wie unser Alltag im Kleinen positiv beeinflusst werden kann. Ich danke allen, die sich mit viel Leidenschaft und Engagement, egal ob haupt- oder ehrenamtlich, dem Projekt widmen und ihre Ideen einbringen.“
Rückschläge im Jahr 2022
Nachdem im Dezember 2021 die konkreten Smartcity-Projekte beim Fördermittelgeber zur Bestätigung eingereicht wurden, erhielt die Stadtverwaltung im Sommer die Rückmeldung, dass die Smartcity-Strategie als solche zwar freigegeben ist, allerdings bei allen Maßnahmen Nachbesserungsbedarf besteht. Einige Maßnahmen wurden sogar gänzlich abgelehnt. „Das war ein ziemlicher Schock für uns“, erinnert sich Rico Trost an einen heißen Tag im Juli, als die Nachricht vom Ministerium sein Postfach erreichte. „Doch den Kopf in den Sand stecken kam für uns nicht infrage, weshalb wir in den kommenden Monaten all unsere Energie investierten, um eine Freigabe für die noch ausstehenden Projekte zu erhalten.“ Im November kam schließlich die Mitteilung, dass die ersten drei nachqualifizierten Smartcity-Maßnahmen vom Fördermittelgeber unter Auflagen genehmigt wurden. „Das war für uns eine große Erleichterung nach den vielen Monaten der Ungewissheit. Ein großes Dankeschön geht dabei an die Geraer Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser, die uns in den Gesprächen und beim Austausch mit dem Fördermittelgeber großartig unterstützt hat“, betont Trost.
Vorhaben im Jahr 2023
Nach einem Auftakttreffen im Februar mit verwaltungsinternen und externen
Projektbeteiligten und Interessierten, fanden fortan einmal im Quartal sogenannte
Smartcity-Stammtische statt. Die „Stammtische“ dienen dem Austausch der am Projekt beteiligten Bürger untereinander mit den Mitarbeitern der Verwaltung.
„Jeder ist auch weiterhin eingeladen, Teil des Smartcity-Projekts zu werden. Der nächste Stammtisch wird am 2. Februar 2023 ab 17 Uhr im Geraer Zentrum stattfinden. Der genaue Ort wird rechtzeitig bekannt gegeben. Gern können sich Interessierte schon jetzt unter „smartcity@gera.de“ anmelden“, lädt Rico Trost potentielle Projektbeteiligte ein.
Bisher sind folgende drei Maßnahmen bestätigt:
Maßnahme 11 – Partizipative Stadtplanung
Diese Maßnahme soll den Grundstein legen für eine bereichernde und gelebte
Bürgerbeteiligungskultur in Gera: Zunächst sollen Regeln für unterschiedliche Beteiligungsszenarien entwickelt und durch den Stadtrat beschlossen werden. Darauf aufbauend wird eine geeignete Software/Kommunikationsplattform implementiert, die die Teilnahme interessierter Bürger an unterschiedlichen Beteiligungsformaten ermöglicht und die Bearbeitung standardisiert. Anschließend soll im Projektrahmen die Funktionalität der Plattform und der aufgesetzten Prozesse an einem auszuwählenden Beispiel erprobt werden.
Maßnahme 13 – Smarte Abfallwirtschaft
Im Rahmen der Maßnahme mit dem Abfallwirtschaftszweckverband Ostthüringen werden alle
Glassammelplätze der Stadt nach und nach mit Füllstandssensoren ausgerüstet. Damit ist es dem Entsorger möglich, eine emissionseffiziente Tourenplanung zu erstellen, denn es wird genau dort entsorgt, wo eine Entsorgung notwendig ist. Die Maßnahme leistet damit einen Beitrag zur CO₂-Neutralität in der Abfallsammlung sowie zur Sauberkeit auf fast 200 Sammelplätzen unserer Stadt. Parallel dazu soll die „Bürger Abfall APP“ Dienstleistungen des AWV-OT digital zur Verfügung stellen und quasi auf einen Klick die wichtigsten Informationen anzeigen.
Maßnahme 14 – Sensorik
Mit dem Ausbau des städtischen LoRaWan-Netzwerkes (ein energiesparendes Funknetzwerk) wird zunächst die Grundlage für eine flächendeckende Übertragung von Sensordaten geschaffen. Darauf aufbauend werden unterschiedliche Sensorentypen gezielt installiert und die so gewonnen Daten strategisch aufbereitet, um verschiedene Infrastrukturaufgaben anzugehen. Genannt seien hier Pegelstandssensoren an unterschiedlichen Gewässertypen zur Optimierung von Hochwasserschutz, Hochwasserprävention und Hochwasserwarnung; Sensoren zur (Energie-)Verbrauchsmessung an unterschiedlichen Liegenschaften zur energetischen Gebäudeoptimierung oder „Personenzähler“ zur Bewertung der Qualität unterschiedlicher Maßnahmen zur Innenstadtbelebung. Überschrift über alle hier adressierten Bereiche ist die effiziente und bedarfsgerechte Gestaltung von Infrastruktur.
Ob und wie die anderen mittlerweile nachqualifizierten, noch verbliebenen sieben
Maßnahmen umgesetzt werden können, darüber erlangt die Smartcity-Gruppe hoffentlich in Kürze Gewissheit. „Wir sind optimistisch, dass wir in den nächsten Wochen weitere positive Nachrichten aus Berlin erhalten werden. Das Projektbüro ist dazu in stetigem Austausch mit dem Fördermittelgeber und den am Projekt beteiligten Akteuren“ betont Rico Trost.
Alle Informationen zum Projekt sind unter „www.smartcity.gera.de“ zu finden.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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