EMPÖRUNG NACH VERBOT DER „ONE-LOVE-ARMBINDE“

Eine neue Welle der Empörung bewegt sich derzeit durch Deutschland — angeschoben von den bekannten Schlagzeilenlieferanten: Die sogenannte One-Love-Binde darf zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar nicht getragen werden. Sie sollte ein Symbol für Menschenrechte und gegen Diskriminierung sein. Die FIFA will jeden mit dieser Binde auflaufenden Spieler mit einer gelben Karte bestrafen, gestattet es den Kapitänen der beteiligten Mannschaften aber, die offiziellen Bänder des Verbandes zu tragen. Diese zeigen verschiedene Botschaften. Der DFB gab nach, und die Bild-Zeitung bezeichnet die deutschen Spieler nun als „Binden-Feiglinge”. Werden die Fußballspieler für politische und ideologische Zwecke missbraucht?

Auffällig ist, dass derartige Empörungswellen häufig dann entstehen, wenn sich Interessen auf wirtschaftlicher Ebene verschieben oder keine Einigung zustande kommt. Denn wo der Westen profitiert, sind Menschenrechtsverletzungen und Mauscheleien in der Regel kein Thema. Im Falle Katar hat Deutschland das Nachsehen, während mit China langfristige und umfangreiche Erdgas-Lieferverträge geschlossen werden. Bei der Gasförderung im Persischen Golf bahnt sich zudem eine Zusammenarbeit mit dem Iran an. Nun will sich Katar auch noch mit der Fußballweltmeisterschaft Ansehen verschaffen. Doch der FIFA haftet ebenso wie dem Emirat ein schlechter Ruf an, und nicht vergessen ist die umstrittene WM-Vergabe.

Die Menschenrechtsverletzungen in dem kleinen Land — es hat weniger Fläche als Schleswig-Holstein — hätten aber schon Jahrzehnte früher angesprochen werden können. Es gab mehrere Gelegenheiten hierzu. In einigen anderen Ländern ist die Lage ebenso problematisch, aber es erregt keine Aufmerksamkeit. Was nun geschieht, wirkt deshalb sehr unglaubwürdig. Bemerkenswert ist auch, dass sich allmählich eine gewisse Rangfolge bei den Menschenrechten herausbildet. Besonders heilig scheint mittlerweile die Regenbogenflagge zu sein, immer vordringlicher das LGBTQI-Thema. Ginge es um das eigentliche Problem, läge der Ansatzpunkt sicher woanders.

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