Die Zinsentscheidungen der FED in den USA könnten sich auf die Wirtschaft in Europa negativ auswirken, wie einige Ökonomen befürchten. Der starke Anstieg bringt andere Notenbanken unter Zugzwang. Doch sie können wegen der Kreditlast nicht in gleichem Maße nachziehen. Es entsteht ein deutliches Gefälle, welches bewirkt, dass immer mehr Geld aus Europa abfließt.
In den USA können der Staat und Unternehmen nun Anleihen mit einem höheren Zinskupon ausgeben, was dazu führen dürfte, dass Anleger diese Papiere bevorzugen. Mit dem Rückgang der Inflationsrate in den USA dürfte sich der Realzins vieler Anleihen weiter verbessern. Zugleich gewinnt der US-Dollar an Attraktivität, was seine Rolle als Weltleitwährung zumindest mittelfristig wieder stärkt. Betrachtet man alle anderen Währungen als Derivate des US-Dollars, kann auch dies erklären, weshalb sich die FED eine derart starke Zinsanhebung erlauben, und das dadurch entstehende Gefälle nutzen kann. Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese Maßnahme Bestandteil eines taktischen Manövers ist: Durch das erzeugte Zinsgefälle fließt den USA nun viel Kapital zu, welches später wieder für die Vergabe neuer und günstiger Kredite verwendet werden kann. Das wird schließlich Unternehmen aus Europa anlocken, die wegen der verhältnismäßig hohen Energiepreise, die auch die USA mit zu verantworten haben, ihren Standort überdenken.
In den USA war es bereits die vierte Anhebung des Leitzinses seit Beginn der Zinswende im März 2022. Die FED will vordergründig ein Absinken der Inflationsrate erwirken. Die Europäische Zentralbank erhöhte ihren Leitzins am 21. Juli 2022 erstmals seit elf Jahren. Es folgten weitere Anhebungen am 8. September und 27. Oktober. Durch höhere Zinsen sinkt die Konsumnachfrage; gleichzeitig werden stärkere Sparanreize gesetzt. In der Folge sinkt die Geldumlaufgeschwindigkeit.
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