Die Gasleitungen Nord-Stream I und Nord-Stream II sind beschädigt. Zunächst wurde ein auffälliger Druckabfall registriert. Dann, am Morgen des 27. September 2022, entdeckten dänische Kampfflieger aufsteigende Gasblasen in der Ostsee, nahe der Insel Bornholm. Dort tritt Gas in großen Mengen aus. Das schwedische seismische Zentrum meldete, dass am Montag, den 26. September 2022, im Bereich der Lecks starke Unterwasserexplosionen registriert wurden. Die Leitung Nord-Stream I wurde an zwei Stellen beschädigt, Nord-Stream II an einer Stelle. Im betroffenen Bereich liegen sie 70 Meter unter der Wasseroberfläche. Die zweite Explosion hatte eine Stärke von mehr als 100 Kilogramm Dynamit bzw. 2,3 auf der Richterskala, sagte der schwedische Seismologe Björn Lund.
Russische Zeitungen melden, eine Marine-Einheit des US-Militärs habe sich im besagten Zeitfenster nahe der Insel Bornholm aufgehalten. Ein russischer Militärexperte schloss den Einsatz eines unbemannten Unterwasserfahrzeugs nicht aus, welches beispielsweise von einem Überwasserschiff über ein Glasfaserkabel gesteuert worden sein könnte. Ein Hubschrauber der US Air Force mit dem Rufzeichen FFAB123 habe am 2. September 2022 den betroffenen Bereich mehrmals überflogen. Außerdem habe das US-Militär zusammen mit den Nato-Verbündeten im Rahmen seiner Übung BALTOPS 22 in der Ostsee unweit der Insel Bornholm Experimente mit Unterwasserdrohnen durchgeführt.
Die polnische Regierung steht ebenfalls im Fokus Russlands. Diese habe sich zuvor vehement gegen den Betrieb von Nord Stream II ausgesprochen. Wegen Polen habe Gazprom seine Lieferungen durch die Jamal-Europa-Pipeline eingestellt. Daher sei davon auszugehen, dass auch Polen ein Interesse an der Betriebsunfähigkeit der Ostseeleitungen habe. Tatsächlich veröffentlichte der polnische Europaabgeordnete Radek Sikorski über einen Kurznachrichtendienst ein Bild von dem Vorfall in der Ostsee und schrieb darunter: „Thank you, USA.“
Unbestätigten Berichten zufolge soll das US-Kriegsschiff Kearsarge zwei der nun beschädigten Stellen vor wenigen Tagen überfahren haben. Mehrere deutsche Zeitungen berichten über ein Manöver in der Ostsee:
Am Donnerstagmorgen (22. September 2022) passierte kurz vor 10 Uhr ein großer Kampfverband der USA den Fehmarnbelt. Die Fahrtrichtung war aber aus der Ostsee heraus. Die Kearsarge-Kampfgruppe hat ihren Auftrag erfüllt. Der Abzug nur einen Tag nach der Ankündigung der Teilmobilmachung durch Russlands Präsident Wladimir Putin ist dabei etwas auffällig. Es soll aber nicht der Grund sein. Seit Anfang August hatte die „Amphibious Ready Group“ in der Ostsee Manöver abgehalten und Verbündete besucht. Diese Übungen endeten jetzt. Deshalb sammelte sich der Kampfverband am Mittwoch (21. September 2022) östlich von Bornholm und trat den Weg in Richtung Westen an.
Auf westlicher Seite wird Russland verdächtigt, für den Schaden verantwortlich zu sein. Die russische Regierung wolle die Destabilisierung Europas durch Ängste vor einem kalten Winter vorantreiben und den Anschein erwecken, als habe das US-Militär nach der Großübung die Leitungen zerstört.
Durch die aufsteigenden Gase kann es an der Wasseroberfläche zu Explosionen kommen. Die Beschädigung an den Leitungen hat derzeit keine Folgen für die Energieversorgung, da sie nicht verwendet werden. Die Bundesregierung arbeitet gegenwärtig an dezentralen Versorgungsstrukturen, um Deutschland nicht zu sehr von einen Lieferanten abhängig zu machen. Die Leitung Nord-Stream II wurde auch deshalb nicht in Betrieb genommen, weil von Seiten der USA Druck auf die Bundesregierung ausgeübt wurde.
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